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Brandenburg: Cottbus: Medienkrimi: Angriff aus dem Rathaus

Ein neues Kapitel im Cottbuser Medienkrimi: Das Büro von Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU) beteiligt sich nun auch an der Kampagne gegen die "Lausitzer Rundschau" und deren Chefreporterin Simone Wendler, die wegen der Berichte über Filz und Korruption in Cottbus massiv bedroht wird. In einer Pressemitteilung der Stadt hieß es, Kleinschmidt habe "die Art und Weise des Auftretens von Simone Wendler gegenüber ihren Gesprächspartnern kritisiert".

Von Frank Jansen

Ein neues Kapitel im Cottbuser Medienkrimi: Das Büro von Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU) beteiligt sich nun auch an der Kampagne gegen die "Lausitzer Rundschau" und deren Chefreporterin Simone Wendler, die wegen der Berichte über Filz und Korruption in Cottbus massiv bedroht wird. In einer Pressemitteilung der Stadt hieß es, Kleinschmidt habe "die Art und Weise des Auftretens von Simone Wendler gegenüber ihren Gesprächspartnern kritisiert". Danach verbreitete der lokale Fernsehsender "Lausitz TV" in 35 Mal wiederholten Nachrichten, der Oberbürgermeister rüge die Journalistin. Letzte Woche schon hatte Kleinschmidts Büroleiter im Anzeigenblatt "Der Märkische Bote" ähnliche Behauptungen aufgestellt.

Die Affäre wird inzwischen bundesweit wahrgenommen. In den "Tagesthemen" warnte Moderator Ulrich Wickert am Montagabend, "Extremisten jeder Farbe können für Demokraten gefährlich werden. Das erlebt jetzt in Cottbus die Journalistin Simone Wendler von der Lausitzer Rundschau". Sie recherchiere über dubiose Praktiken bei der Kommunalen Gebäudewirtschaft und erhalte Morddrohungen, "damit sie die Untersuchung von Filz und Korruption in der Stadt durch alte Stasi-Seilschaften aufgibt".

Wendler hat, wie berichtet, in der wie der Tagesspiegel zur Holtzbrinck-Gruppen zählenden "Lausitzer Rundschau" den Cottbuser Filz durchleuchtet. Sie fand heraus, dass zwei Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft GWC in die eigene Tasche gewirtschaftet hatten. Wendler beschrieb auch, wie Ex-Stasi-Leute ein größeres Firmengeflecht aufbauen konnten. Die Berichterstattung hat für Wendler und den Chefredakteur der "Lausitzer Rundschau", Stefan Herbst, üble Folgen: Sie werden observiert, bedroht und belästigt. Im August starteten das Anzeigenblatt "Der märkische Bote" und der Fernsehsender "Lausitz TV" eine Kampagne, in die sich nun das Büro von Oberbürgermeister Kleinschmidt eingeschaltet hat.

Ob der noch im Urlaub weilende CDU-Politiker über das Vorgehen von Büroleiter Klaus Szigat und Pressesprecher Peter Lewandrowski informiert ist, bleibt unklar. "Ich habe aufgeschrieben, was der Oberbürgermeister mit Sicherheit nächste Woche sagen wird", erklärte Lewandrowski. Außerdem habe er Wendler verteidigen wollen. In der Presseerklärung steht, "im Falle der Beiträge von Frau Wendler zur GWC stellte der Oberbürgermeister vor der Stadtverordnetenversammlung fest, dass diese Aufklärungen nützlich seien und dankte der Journalistin." Zwei Sätze weiter heißt es aber, "gleichzeitig hat OB Kleinschmidt die Art und Weise des Auftretens von Simone Wendler gegenüber ihren Gesprächspartnern kritisiert". Bei welcher Sitzung des Stadtparlaments diese Worte gefallen sind, wusste Lewandrowski nicht: "Ich glaube, es war im Januar". Der Sprecher gab außerdem zu, dass ihm kein Wortlaut-Protokoll mit solchen Äußerungen Kleinschmidts vorliegt.

Simone Wendler reagierte "sehr verwundert". Der Oberbürgermeister habe sich ihr gegenüber nie abfällig geäußert, aber im letzten November vor dem Stadtparlament ihre Enthüllungen positiv bewertet.

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