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Brandenburg: Cottbuser Rathaus-Krise: Die fremde Kraft soll das Cottbuser Rathaus verlassen

Im brandenburgischen Cottbus ist eine neue Art von Fremdenfeindlichkeit ausgemacht worden. "Anti-Wessi-Rassismus" nennt ihn die aus Mannheim stammende Bau-Beigeordnete Gisela Kraft (SPD).

Im brandenburgischen Cottbus ist eine neue Art von Fremdenfeindlichkeit ausgemacht worden. "Anti-Wessi-Rassismus" nennt ihn die aus Mannheim stammende Bau-Beigeordnete Gisela Kraft (SPD). Weil die Beamtin diese Äußerung vor laufenden Kameras des Südwestrundfunks (SWR) wagte, hat sie jetzt einen schweren Stand in der Stadt.

Obwohl der SWR in Cottbus nicht ins Kabel gespeist wird, haben inzwischen fast alle in der Stadt ein Video des Films "Über Wessis, die zu Ossis wurden", der zum Jahrestag der deutschen Einheit ausgestrahlt wurde, gesehen. Folge war ein öffentlicher Aufschrei: Die Lokalmedien protestierten, und die Stadtverordneten kriegten sich kaum wieder ein vor Empörung. Die Freimütigkeit des Interviews gilt vielen Cottbusern als imageschädlich und nestbeschmutzend.

Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU) stellte einen Abwahlantrag gegen seine in der Verwaltungsspitze unbeliebte Beamtin. Einmal beim Großreinemachen, wurden auch für eine zweite Kritikerin, die Finanz-Beigeordnete Karin Rätzel (SPD), die Weichen für den Rauswurf gestellt. Heute wird in Cottbus in einer Stadtverordnetenversammlung über die Abwahlanträge entschieden.

Rätzel ist ein "Ossi" aus Cottbus. Sie verbindet mit der Bauchefin neben Freundschaft und gleicher Parteizugehörigkeit auch eine kritische Einstellung gegenüber manchen Entscheidungen im Rathaus. Beide machten auch öffentlich aus ihrer Meinung kein Hehl und gerieten so massiv in die Kritik.

Gisela Kraft kam 1994 aus Mannheim nach Cottbus und nahm sich der Stadtsanierung an. "Die Fremde" stieß auf eine eingespielte Verwaltung mit vielen Entscheidungsträgern, die schon lange zusammenwirkten, manches auf dem kleinen Dienstweg klärten. So eckte sie bei ihren Aktivitäten zur Stadtsanierung an, hatte Schwierigkeiten damit, dass weite Teile der City mit Bauten aus den 70er Jahren unter Denkmalschutz stehen. Zudem verzögerten sich Entscheidungen durch lange Diskussionen in Rathausgremien und Stadtverordnetenfraktionen; manches Projekt starb darüber.

Das Scheitern einiger Vorhaben führte Frau Kraft in dem SWR-Interview auf das Wirken alter Seilschaften unter Entscheidungsträgern und die Ablehnung ihrer Person als "Wessi" zurück. Ob ihre Probleme typisch sind für einen "Fremden" in einem neuen Unternehmen, oder ob tatsächlich Ost-West-Ressentiments bestehen, ist umstritten.

Ronald Ufer

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