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Brandenburg: Da wächst was nach

Die Holzwirtschaft beschäftigt 15000 Brandenburger Und das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft

Baruth/Berlin - Im Brandenburger Wald steckt mehr, als viele ahnen. Trotz zunehmender Trockenheit wachsen die Bäume immer noch so gut, dass die Forst- und Holzwirtschaft 15 000 Menschen einen Job bietet. Der Vergleich mit anderen Branchen zeigt die Bedeutung für das Land: der Maschinenbau bietet hier nur 7700 Jobs, der Bergbau 5200 und die chemische Industrie gerade 4900. Diese auf der Grünen Woche vorgestellte Bilanz überrascht um so mehr, da derzeit nicht einmal die Hälfte des möglichen Potenzials genutzt wird: Nur zwei Millionen Kubikmeter Holz verarbeiten die Sägereien, Möbelfabrikanten oder Papierfabriken im Jahr . Möglich wären aber jährlich 5,5 Millionen Kubikmeter. So viel wächst in zwölf Monaten nach. „Vor allem die privaten Eigentümer, denen etwa die Hälfte der Brandenburger Waldfläche gehört, schöpfen ihre Potenziale nicht aus“, sagt Agrarminister Dietmar Woidke.

Holz bedeutet in Brandenburg vor allem Kiefer. Sie wächst auf 81 Prozent der 1,1 Millionen Hektar Waldfläche. Im weiten Abstand folgen mit je vier Prozent Eiche, Buche und Birke. Erlen haben einen Anteil von drei Prozent. Den kleinen Rest teilen sich andere Baumarten. Jede dritte Kiefer in Deutschland steht in Brandenburg, das ohnehin eines der waldreichsten Bundesländer ist. 37 Prozent der Landesfläche sind mit Wald bedeckt. Nur in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen ist der Anteil der Wälder höher.

Die meisten Brandenburger Kiefern sind zwischen 40 und 80 Jahre alt. Sie wurden als schnell wachsende Bäume auf den durch den Krieg zerstörten Flächen gepflanzt. Inzwischen zeigen sich Nachteile dieser Quasi-Monokultur – nicht nur durch die starke Brandgefährdung in trockenen Sommern. Kiefern tragen nur wenig zur Neubildung des Grundwassers bei und sind anfällig gegenüber Schädlingen. Deshalb wird der Wald seit Jahren umgebaut – der Anteil der Laubbäume wächst langsam.

Für die Holzindustrie wird sich dadurch aber nichts ändern. „Für uns ist die Nähe zu den Wäldern das entscheidende Kriterium“, sagt Klaus Böltz, Marketing-Experte der Klenk Holz AG, die in Baruth ein Sägewerk betreibt. Gefahr für die Branche durch Billigimporte aus Osteuropa oder von Qualitätshölzern aus Skandinavien bestehe nicht. „Die hohen Transportkosten machen alle anderen Vorteile zunichte.“ Ein rentabler Holzbetrieb müsse im Forst sitzen. Und das sei in Brandenburg der Fall, sagt der Fachmann. Allein der Industriepark Holz im südlich Berlins gelegenen Baruth zählt 700 Beschäftigte.

Große Chancen für einen stärkeren Holzabsatz sieht Agrarminister Woidke bei den Heizungen. „Hier sind wir noch ein Entwicklungsland“, moniert er. „In Österreich wird die Energieerzeugung zu 18 Prozent von Holzheizkraftwerken geleistet. Bei uns dagegen nutzen kaum noch ein Haushalt oder eine Firma den natürlichen und in ausreichender Menge vorhandenen Rohstoff.“ Da sei Aufklärungsarbeit notwendig. Denn die Holzwirtschaft könne gerade im ländlichen Raum noch viele Arbeitsplätze schaffen.

Brandenburgs Forstexperten sprechen von einem enormen Holzvorrat in den Wäldern: Sie schätzen ihn auf 238 Millionen Kubikmeter. Diese Menge würde ausreichen, um das Stadtgebiet von Brandenburg/Havel einen Meter hoch mit Holz zu bedecken. Und der Vorrat wächst jedes Jahr um 3,5 Millionen Kubikmeter. Auch die Waldflächen selbst dehnen sich auf natürliche Weise aus. Wer alle Waldränder ablaufen möchte, kommt derzeit auf 40 191 Kilometer – 114 Kilometer mehr als der Umfang der Erde am Äquator.

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