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Brandenburg: "Da war direkt vom Töten die Rede. Klar und deutlich."

Der von Ex-Bauminister Jochen Wolf angeheuerte angebliche Auftragsmörder Ralf M. war offenbar ein Informant der Polizei.

Der von Ex-Bauminister Jochen Wolf angeheuerte angebliche Auftragsmörder Ralf M. war offenbar ein Informant der Polizei. Der Wuppertaler Hauptkommissar Ralf Oberhemm sagte am Donnerstag vor dem Potsdamer Landgericht aus, dass es vor 1999 zwischen der Polizei und Ralf M. "Kontakte gegeben hat". Nähere Angaben dazu lehnte Oberhemm ab, da er nur über eine "eingeschränkte Aussagegenehmigung" seiner nordrhein-westfälischen Behörde verfüge. Ralf M., der gestern ebenfalls als Zeuge gehört wurde, sagte, dass die Staatsanwaltschaft ihm für den Fall, dass er Wolf verrät, "kein Geschäft" angeboten habe.

Der Wuppertaler Hauptkommissar betonte, dass es seit dem 1. Januar 1999 und damit im Fall Wolf, keine Kontakte zu Ralf M. gegeben habe. Dieser hatte sich gegenüber Oberhemm offenbart, als er im Herbst 2000 wegen eines Betrugsdeliktes in Untersuchungshaft saß. Als einer der Hauptzeugen belastete der wegen Betruges und anderer Delikte vorbestrafte Ralf M. den Ex-Bauminister schwer. Er bestätigte, dass er von Wolf als Killer angeheuert worden sei, um dessen Ehefrau Ursula zu töten. "Da war direkt vom Töten die Rede. Klar und deutlich." Wolf habe immer wieder gedrängt, dass dies "möglichst schnell passiert", so der 41-Jährige. Er sei zum Schein darauf eingegangen, um das Geld - vereinbart war eine Summe von 20 000 Mark - "abzugreifen". Um glaubwürdig zu erscheinen, gab sich der Ex-Fremdenlegionär ein bedrohliches Outfit: "Kahlköpfig und schwarze Lederbekleidung."

Nach der Schilderung des vorgeblichen "Killers" hat Wolf die Mordpläne nüchtern und intensiv betrieben: Er habe Wert darauf gelegt, dass die Tat während seiner Abwesenheit geschehen müsse und Wohnung und Lebensgewohnheiten seiner Frau beschrieben. Als Motiv habe Wolf angegeben, dass seine Ehefrau ihn mit hohen Unterhaltsforderungen "ausnehme". Sein Standardspruch, so Ralf M., sei gewesen: "Die muss einfach weg". Zugleich beschrieb der "Killer" seinen Auftraggeber als gespaltene Persönlichkeit: "Man konnte sich mit ihm normal unterhalten. Sobald aber das Gespräch auf seine Ehefrau kam, dann wurde er, wie, wenn man einen Schalter umklappt, eiskalt und berechnend." Gemeinsam mit Vermittler André D. hatte Ralf M. nach eigenen Worten darauf gesetzt, dass Wolf zwar sauer wegen der Nichterfüllung des Auftrages sei, aber letztlich die Hoffnung aufgebe. Dies sei nicht der Fall gewesen.

Stattdessen habe Wolf nach der Anzahlung beim Vermittler André D., über den der Kontakt lief, immer wieder auf Tötung der Ehefrau gedrängt und "1000 Vorschläge" gemacht. Er habe gedroht, sonst jemanden anderen zu beauftragen. Auch habe Wolf angeboten, eine Pistole zu besorgen, "mit Schalldämpfer", da die Ehefrau "in der Nähe des Landtages" lebe und es "nicht laut sein" dürfe. Dann habe er ihm den Ausweis einer Potsdamer Landschaftsbaufirma besorgt, mit dem sich Ralf M. einmal unter einem Vorwand in der Wohnung mit Frau Wolf traf. "Ich habe mich mit ihr eine drei Viertel Stunde phantastisch unterhalten."

Wolf reagierte auf die Aussagen schweigend, mit starrem Blick. Die bisherige Strategie seiner Verteidigung scheint nach den gestrigen Aussagen erschüttert: Wolfs früherer Anwalt hatte mehrfach erklärt, dass sein Mandant zwar einmal einen Auftrag erteilt habe, dann jedoch die Sache bewusst nicht weiterverfolgt und aufgegeben hatte.

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