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Brandenburg: „Das ist schlechte Wirtschaftsförderung“

Herr Fenner, Sie sind vor einigen Jahren ziemlich enthusiastisch als Unternehmer von Berlin nach Potsdam gewechselt, wollten hier ein VorzeigeUnternehmen aufbauen. Jetzt brechen Sie Ihre Zelte ab.

Herr Fenner, Sie sind vor einigen Jahren ziemlich enthusiastisch als Unternehmer von Berlin nach Potsdam gewechselt, wollten hier ein VorzeigeUnternehmen aufbauen. Jetzt brechen Sie Ihre Zelte ab. Warum?

Ich bin diesem schönen Ort verbunden, habe aber meine Firma, oder das, was davon noch übrig geblieben ist, nach Frankfurt am Main verlegt. Ich bin dort häufiger als in Potsdam. Ich versuche dort einen neuen beruflichen Anfang und werde deshalb auch mein Haus am Potsdamer Jungfernsee vermieten.

Manche behaupten, Sie seien pleite?

Das stimmt nicht. Ich habe keinen Offenbarungseid geleistet. Ich habe keine Schulden, von den Hypotheken auf meinem Haus abgesehen. Aber ich habe auch kein Vermögen mehr. Das ist in die Firmen geflossen.

Ihre Jahreszeiten-Gespräche galten einst als gesellschaftliches Ereignis in Potsdam, bei dem sich die Prominenz traf. Seit Monaten fällt auf, dass Sie die Öffentlichkeit scheuen. Warum?

Mir ist die Lust an Potsdam vergangen, nachdem ich im letzten Dreivierteljahr als Subventionsbetrüger diffamiert worden bin, obwohl die Vorwürfe haltlos sind.

Immerhin hat die Landesinvestitionsbank ILB Sie bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Sie sollen das teilweise mit Fördergeldern errichtete Gästehaus des Ulmenhofes, in dem die von Ihnen gegründete Midat AG ihren Sitz hat, privat genutzt haben. Trifft das zu?

Von diesem Vorwurf ist inzwischen auch die ILB abgerückt. Was man wissen muss: Gefördert wurde das Hauptgebäude des Ulmenhofes, also der Firmensitz der Midat AG, vom Gästehaus aber lediglich die Eingangshalle. Das heißt, mit Ausnahme dieser Eingangshalle durfte das Gästehaus ohne Einschränkungen privat genutzt werden. In der geförderten Eingangshalle fanden Firmen-Besprechungen, Geschäftsessen und Top-Seminare statt. Man wirft mir vor, dort einmal mit zwei Mitarbeitern gefrühstückt zu haben.

Sie sollen den Midat-Firmensitz untervermietet haben, was dem Förderbescheid widersprach?

Es geht um acht Events und Topseminare. Sie waren gestattet. Dass man bei solchen Veranstaltungen auch Räume für Dritte bereitstellen muss, ist selbstverständlich. Das ist keine Vermietung. Ich bin von der ILB enttäuscht: Es ging doch nur darum, der kränkelnden Midat wieder auf die Beine zu helfen und Arbeitsplätze zu erhalten. Das hat die Förderbank ILB verhindert. Das ist schlechte Wirtschaftsförderung!

Was steckt hinter der Anzeige?

Ich bin Opfer eines früheren Mitarbeiters geworden, der mich denunziert hat. Obwohl die Jahreszeitengespräche bekanntermaßen Werbeveranstaltungen für die Unternehmen waren, ist er zur ILB gegangen und hat behauptet, dass das ganze Gästehaus privat genutzt werde.

War die ILB nicht informiert?

Wir haben auf dem Ulmenhof nichts gemacht, was die ILB nicht hundertprozentig kannte. Der ILB-Chef Licht war selbst einmal Gast der Jahreszeitengespräche, wie auch viele Vertreter der Landesregierung.

Sie gerieten auch wegen angeblichen Rauschgiftkonsums bei einem Jahreszeitengespräch in die Schlagzeilen?

Das ist so, als wenn der Tagesspiegel ein Betriebsfest macht und jemand bei der Polizei anruft und behauptet, dort wird Rauschgift konsumiert. Die Polizei kommt und stellt fest, dass dem nicht so ist. Aber ein Konkurrenzblatt veröffentlicht die Schlagzeile: Drogenrazzia beim Tagesspiegel.

Sie glauben, Sie sollten vernichtet werden?

Ja. Tatsächlich hat der Ex-Mitarbeiter mir schweren Schaden zugefügt. Dass sich daran allerdings so viele freudvoll beteiligen, ist für mich bitter.

Aber der Absturz der Midat AG, die Sie zum Potsdamer Vorzeige-Unternehmen machen wollten, hat andere Ursachen?

Ich habe einen schweren Fehler gemacht, in dem ich meinen teilweise noch zu jungen Partnern zu sehr vertraute. Ich habe mich vom Gedanken der schnellen Expansion des Unternehmens verführen lassen. Wir sind gescheitert, weil wir den Börsengang nicht geschafft haben, aber ein Teil des Erlöses schon verplant war. Aber ich lege Wert darauf: Mir ist es immerhin gelungen, mit dem Einsatz meiner sämtlichen Ersparnisse zu verhindern, dass unter meiner Führung auch nur eine einzige meiner Firmen Pleite gegangen ist.

Sie kamen mit großen Erwartungen nach Potsdam. Bereuen Sie heute diesen Schritt?

Ja.

Die Fragen stellten Michael Mara und Thorsten Metzner

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