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Brandenburg: Das Kloster von Cölln wird wiederentdeckt

Wo heute der Schlossplatz ist, lebten im Mittelalter Dominikanermönche Jetzt graben Archäologen in den alten Fundamenten und Grabstellen

Berlin - Versteckt hinter einem riesigen Sandberg, direkt vor dem Staatsratsgebäude am Schlossplatz, ist ein Teil der Berliner Geschichte zu besichtigen: In zwei Metern Tiefe ragen die Fundamente der ehemaligen Domkirche aus dem Sand, dazwischen riesige Feldsteine, aber auch neue Abwassergullys, verrostete Rohre, Stahlträger und „50 bis 80 Leitungen, bei denen alle heute für die Adern in Berlins Unterwelt Verantwortlichen den Kopf schütteln und erklären: Meine sind das nicht“, sagt Grabungsleiter Peter Fuchs. Der Archäologe und seine 20 Mitarbeiter nutzen die Zeit bis zum Baubeginn auf dem Schlossplatz, in den Randbereich des einstigen Cöllns vorzudringen. Dies sei die erste Grabung, „die uns zu den Wurzeln zurückführt“, sagt Landeskonservator Jörg Haspel, und Landesarchäologe Matthias Wemhoff freut sich, hier an der Ecke zur Breiten Straße den „Mikrokosmos eines Klosters“ zu entschlüsseln.

Dieses Kloster der Dominikaner wurde am Rande des spätmittelalterlichen Cölln anno 1297 gegründet. Die bald darauf auf Granitfundamenten errichtete Kirche war eine dreischiffige Halle, etwa 22 mal 64 Meter groß. Nach der Auflösung des Klosters wurde die Klosterkirche 1536 zur Domkirche der Hohenzollern. Seit 1545 wurden dort die brandenburgischen Kurfürsten in Grüften bestattet, 1713 auch Friedrich I., der erste König in Preußen. Nach dem Abriss der baufälligen Kirche im Jahre 1747 wurde der Dom an den Lustgarten verlegt, auch die sterblichen Überreste der Hohenzollern zogen dorthin um. Die 56 Skelette aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die die Ausgräber bisher freigelegt haben, bieten kaum Sensationelles; die Knochen werden anthropologisch bearbeitet und danach an einem ruhigeren Orte beerdigt. Grabbeigaben wurden bislang nicht gefunden, wenn man von einem grün gefärbten Schädel absieht, bei dem der Archäologe vermutet, dass hier ein Mensch mit einer Krone auf dem Haupt bestattet wurde.

Weitere Bauten und Gräber vermuten Stadthistoriker unter der Werder- und Breiten Straße. Die Grabungen am Schloss- und denen am nahen einstigen Petriplatz an der Getraudenstraße ermöglichen „spannende Vergleiche zweier archäologischer Stätten in Cölln“, sagt Jörg Haspel. „Es ist eine archäologische Seltenheit, an zwei wichtigen Stellen eines früheren Ortes im Zentrum einer Stadt gleichzeitig graben und forschen zu können und der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, in die Geschichte des Ortes einzutauchen“, sagt der Landeskonservator. Am Tag des Offenen Denkmals am zweiten Septemberwochenende soll die Ausgrabungsstelle den Berlinern vorgestellt werden. Die gesicherten Fundamente sollten später nach Ansicht von Haspel in den Bau des Humboldt-Forums integriert und zum Beispiel mit Sichtfenstern erlebbar gemacht werden.

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