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Brandenburg: Denkmal am Henkerhaus

Das Unrecht der Hexenverfolgung wird jetzt in Bernau in Erinnerung gerufen

Bernau – Ein ungewöhnliches Denkmal wird am Reformationstag in Bernau enthüllt. Zwei fast drei Meter große Metallstelen halten ein Flügelpaar aus zerbrochenem Glas. 28 Namen sind von der aus Wandlitz stammenden Künstlerin Annelie Grund eingraviert worden. Diese Menschen verloren in Bernau vor langer Zeit ihr Leben – zwischen 1536 und 1658. Sie waren als Hexen beschuldigt, gefoltert und schließlich getötet worden.

„Mit einem Ort der Erinnerung will ich versuchen, die Opfer öffentlich zu rehabilitieren und ihnen die geraubte Menschenwürde zurückzugeben“, begründet Annelie Grund ihr von der Stadt unterstütztes Engagement. Das Denkmal steht neben dem ehemaligen Wohnhaus der Henker von Bernau, das heute als Heimatmuseum dient. Die Bernauer Stadtchronik enthält viele detaillierte Berichte über die Hexenverfolgung.

Demnach kamen zuerst Frauen in den Verdacht der Zauberei, die sich mit der Heilkunde auskannten. Später traf es Angehörige aller gesellschaftlichen Schichten. Wie Annelie Grund berichtet, hätten Nachforschungen in der Bernauer Stadtbibliothek teilweise überraschende Ergebnisse hervorgebracht. Demnach erhob nicht die kirchliche Inquisition in Bernau die Anklagen, sondern die Stadtjustiz, teilweise sogar mit Unterstützung der juristischen Fakultät der Universität in Frankfurt. Neid, Missgunst, Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm oder die Suche nach Sündenböcken für das eigene Unglück seien Motive gewesen. Mit ihrem Denkmal will die Künstlerin nicht zuletzt eine Art Balance zu den alljährlichen Hussitenfesten in Bernau schaffen. Dort gehört das Nachspielen von öffentlichen Hexenverbrennungen zu den beliebtesten Attraktionen. Auch viele Mittelalterfeste kommen ohne dieses Spektakel nicht mehr aus.

Das in Ostdeutschland einzigartige Denkmal kostet rund 15 000 Euro. Das Geld stammt von der Kulturlandkampagne Brandenburg, von der Stadt, dem Kreis und zahlreichen privaten Spendern. Bis jetzt fehlen noch 900 Euro, nachdem das Bernauer Stadtparlament weitere Zuschüsse wegen fehlender Mittel im Haushalt ablehnen musste. Nun hofft die Künstlerin auf neue Spenden. Die Enthüllung des Denkmals beginnt am 31. Oktober um 16 Uhr am Henkerhaus mit Ansprachen eines Theologen und einer Historikerin.

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