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Denkmal: Stahlmonster mit Zukunft

Jahrzehntelang rostete die denkmalgeschützte Oder-Brücke bei Bienenwerder still vor sich hin Jetzt soll sie Touristen bald wieder als Verbindungsweg dienen. Nur die polnische Staatsbahn zögert.

Auf deutscher Seite versperren Stacheldraht und ein geschlossenes Tor den Weg über die Oder, während im polnischen Teil bereits Schrottdiebe am Werk waren. Das von ihnen heimgesuchte stählerne Monstrum befindet sich weitab von Siedlungen und Straßen. Die nie in Betrieb genommene Eisenbahnbrücke Bienenwerder überspannt den Grenzfluss in der Nähe von Neurüdnitz, rund 60 Kilometer nördlich von Frankfurt.

Einst donnerten an dieser Stelle Personen- und Güterzüge der Wriezener Bahn von Berlin in die jenseits des Flusses gelegene Neumark mit Anschluss nach Stettin. Doch nach der Zerstörung der alten Brücke im zweiten Weltkrieg und der Grenzziehung an Oder und Neiße war damit Schluss. Der 1954 eröffnete Neubau spielte nur noch als Reserve in den Planspielen der Militärs eine Rolle. Nun aber machen viel versprechende Pläne für eine neue touristische Nutzung im Oderbruch die Runde.

„Ich könnte mir eine Wiederbelebung der Eisenbahnverbindung an den rund 15 Kilometer entfernten Moryner See vorstellen“, sagt der Unternehmer Axel Pötsch, der die spektakulär klingende Idee schon eine Weile verfolgt. „Auf polnischer Seite liegen im Unterschied zum einstigen Anschluss in Deutschland die Gleise noch.“ Mitten auf der Brücke könnte nach seinen Plänen eine kleine Station aufgebaut werden, von der historische Schienenbusse zu einer Tour in eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend östlich der Oder starten sollen. Er besitze einen entsprechenden Fahrzeugpark, versichert der Chef der Spreehagener Verpackungsfirma Allpack, der bereits vier Draisinenstrecken betreibt.

Gerade für Radtouristen liegt die Brücke ideal. Vom S-Bahnhof Strausberg-Nord führt ein guter Weg bis nach Wriezen, wo ein glattes Asphaltband die Radler direkt zur Oder bringt. Die 13 Kilometer lange Strecke entstand erst in den vergangenen Jahren auf dem Gleiskörper der alten Bahnstrecke, nachdem die Schienen demontiert worden waren. Direkt vor der Brücke verläuft der Oder-Neiße-Radweg, der immerhin zu den fünf beliebtesten Radtouren in Deutschland gehört. Wer die 22 Kilometer von Strausberg bis zu dieser Kreuzung geschafft hat, muss entweder nach Norden in Richtung Unteres Odertal und Schwedt radeln oder Kurs auf das südlich gelegene Küstrin nehmen. Die Fahrt über die Oder bleibt an dieser Stelle versperrt.

Doch während die Kommunen beiderseits der Grenze die Idee der Brückenöffnung begrüßen und sich die Deutsche Bahn AG lieber heute als morgen von ihrem ungenutzten Eigentum trennen würde, sperrt sich die polnische Staatsbahn noch gegen einen Verkauf. Ihr gehört der 370 Meter lange Brückenteil von der Flussmitte, an den sich der 350 Meter lange deutsche Abschnitt anschließt. Die Verhandlungen, so verlautet aus den Amtsstuben im Oderbruch, verlaufen etwas schwierig. Das letzte Wort hat die Bahnzentrale im fernen Warschau. Aber in der Region wissen die Kommunalpolitiker, dass nur Beharrlichkeit zählt. Die im Vorjahr eröffnete Oderfähre im nahe gelegenen Güstebieser Loose stand auch lange Zeit in den Sternen.

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