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Brandenburg: Der Herbst beginnt, die Äpfel sind schon da

Rund zwei Wochen früher als üblich färbt sich das Laub, auf den Plantagen lockt das Obst zum Pflücken

Wesendahl. So farbig wie dieses Jahr beginnt der Herbst in Brandenburg selten: Die Äpfel hängen schon goldgelb-rot in den Plantagen, und auch die Wälder sind pünktlich zum kalendarischen Start der bunten Jahreszeit am heutigen Dienstag bereits kräftig entflammt. Ihr Laub färbt sich ein bis zwei Wochen früher ein als üblich, sagen die Botaniker. Und auch die Apfelernte beginnt etliche Tage vor der gewohnten Zeit. Dass wir beide traditionellen Herbstfreuden schon jetzt genießen können, hängt mit der langen Trockenheit in diesem Jahr zusammen. „Viele Bäume sind am Ende ihrer Kraft“, erklären Experten.

Apfelbäume gibt es in Brandenburg bereits mehr als Einwohner: Auf 2,5 Millionen schätzt der Gartenbauverband ihre Zahl allein in den Plantagen. Und genau wie Erdbeeren oder Kirschen kann man inzwischen in vielen Betrieben auch Äpfel selbst pflücken, vor allem in den Regionen um die Havelstadt Werder und Potsdam sowie im nordöstlichen Berliner Umland und in der Gegend um Frankfurt (Oder). In den meisten Betrieben wird auf Chemie entweder völlig oder weitestgehend verzichtet. Wer ganz sicher gehen will, fragt die Landwirte nach dem Zertifikat „Für kontrollierten Anbau“, das die Vermarktungsorganisation „pro agro“ vergibt.

Den Äpfeln konnte anscheinend auch die lange Trockenheit nichts anhaben: Im Obstgut Franz Müller in Wesendahl etwa, nordöstlich Berlins bei Werneuchen gelegen, glänzen die meisten Früchte rotbackig und ohne jeden Flecken. Nur in der Menge müssen die Müllers wie die anderen Landwirte gegenüber den vergangenen Jahren Einbußen hinnehmen. Die Niederschlagsmenge reichte nicht aus. Landesweit wird 2003 eine Ernte von rund 345000 Dezitonnen Äpfel erwartet. Der Durchschnitt der letzten fünf Jahre liegt bei 362000 Dezitonnen. Stärkere Rückgänge gibt es bei den Birnen. Rund 3200 Dezitonnen besagt hier die Prognose, normal wären 5900. Die Brandenburger Pflaumenernte bewegt sich dagegen mit 13100 Dezitonnen im normalen Rahmen. Rund die Hälfte der gesamten Obstanbaufläche von 2806 Hektar entfällt auf Apfelplantagen.

Auf den Plantagen sind die einzelnen Sorten ausgeschildert, so dass jeder seine Geschmacksrichtung schnell findet. Im Unterschied zum Supermarkt können die Äpfel auch erst einmal probiert werden. Was unter den Bäumen aufgegessen wird, muss außerdem an der Kasse nicht bezahlt werden. Empfehlenswert ist auf jeden Fall die Ausleihe von kleinen Wagen für die Körbe. Sonst könnten die Arme doch zu schwer werden. Im Schnitt kostet ein Kilogramm selbst gepflückter Äpfel auf den Plantagen 65 Cent. Damit die eigene Ernte auch den Winter übersteht, sollten die Äpfel nebeneinander liegend und möglichst im dunklen und kühlen Keller gelagert werden.

Während nicht nur die Äpfel, auch die Eicheln und Kastanien in diesem Jahr besonders früh gereift sind begann, streifen die Pilzsammler derzeit noch wenig erfolgreich durch die Wälder. Doch auch das dürfte sich sehr bald ändern. Curt Majunke von der Landesforstanstalt Eberswalde: „Die Pilze werden in den nächsten Tagen geradezu explodieren. Schon jetzt sind die Nächte feucht genug. Es fehlt nur ein richtiger Regen.“ Nun, der ist ja schon für heute angekündigt: Herbstwetter eben. Ste./cs

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