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Brandenburg: Der Kampf um die Claims

Drei Firmen streiten darum, das Kupfer unter Spremberg abbauen zu dürfen In Kürze soll eine Entscheidung fallen – es geht um Milliardenwerte

Von Sandra Dassler

Spremberg - Über ein Jahr ist es her, dass die Einwohner von Spremberg vom Reichtum in ihrem Boden erfuhren und von tausenden neuen Arbeitsplätzen zu träumen begannen. Doch bisher beschäftigt der „Schatz von Spremberg“ lediglich zwei Mitarbeiter des Landesbergbauamtes in Cottbus. Die prüfen seit Monaten die von mehreren internationalen Firmen eingereichten Anträge auf Konzessionen zur Erkundung und möglichen Bergung des Schatzes. In den nächsten Tagen soll die Entscheidung fallen.

Wie berichtet lagern unter Spremberg rund 1,5 Millionen Tonnen reines Kupfer, die tausend Meter tief in 98 Millionen Tonnen Erz eingeschlossen sind. Das wusste man zwar bereits von Probebohrungen aus den 60er Jahren, aber der damals schon vorbereitete Abbau des Kupfers wurde 1980 aufgrund mangelnder Finanzkraft der DDR abrupt beendet.

Im Januar 2007 wurde bekannt, dass sich der weltweit agierende Konzern Anglo American über sein Tochterunternehmen Tarmac um die Konzession zum Kupferabbau in Spremberg bemühte. Weitere Unternehmen meldeten Interesse an. Als das Bergbauamt dann im Juli der Firma Minera S.A. mit Sitz in Panama die Berechtigung für die Erkundung erteilte, legten die Konkurrenten Anglo und die polnische KGHM Cuprum sofort Widersprüche ein. Die werden seither geprüft.

„Wir möchten natürlich, dass es in Spremberg endlich losgeht“, sagt der Leiter des Bergbauamts Klaus Freytag: „Da aber alle Beteiligten ihre Anträge nachgebessert haben, prüfen wir sehr genau, wer das beste Konzept hat. Auch weil wir davon ausgehen müssen, dass die Firmen, die keine Berechtigung erhalten, beim Verwaltungsgericht klagen werden.“

Bei Minera ist man zuversichtlich, dass sich das Bergbauamt nicht anders als im Juli 2007 entscheiden wird. Das internationale Bergbauunternehmen hat inzwischen eine hundertprozentige Tochterfirma gegründet – die Kupferschiefer Lausitz GmbH (KSL). Geschäftsführer ist Eike von der Linden, ein renommierter Bergassessor. Firmensitz ist Berlin, im Sommer soll eine Niederlassung in Spremberg eröffnet werden. 22 Millionen Euro sind für die Machbarkeitsstudie und das Genehmigungsverfahren vorgesehen.

Sobald die Erlaubnis vom Bergbauamt erteilt wird, könne mit den Probebohrungen begonnen werden, sagt KSL-Sprecher Andreas Leisdon: „Wir gehen zwar auch davon aus, dass unsere Konkurrenten gegen die Entscheidung klagen werden, würden dann aber einen Antrag auf sofortigen Vollzug stellen, damit sich die Arbeiten nicht noch weiter verzögern.“

Bei Tarmac ist niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Die Tochterfirma von Anglo American hatte beim Bergbauamt neben der Bewerbung für Spremberg eine Konzession für die Erschließung des Kupfers im „Feld Herzberg“ beantragt und diese auch erhalten. Experten staunen: das Gebiet zwischen Dahme und Jüterbog (Grafik) wurde zwar zu DDR-Zeiten ebenfalls erkundet, als lohnenswert befand man es nicht. „Mir ist nicht bekannt, dass je darüber nachgedacht wurde, dort Kupfer abzubauen“, sagt der einstige Leiter der Kupfererzschachtanlage Spremberg, Siegfried Strasser.

Auch die polnische Firma KGHM Cuprum ist nicht damit zufrieden, dass sie im vergangenen Jahr nur für ein kleineres Kupferfeld im Sächsischen eine Erkundungsgenehmigung erhielt. KGHM gehört zu einem der weltweit größten Kupferproduzenten, der im westpolnischen Legnica 17 000 Menschen beschäftigt.

Den Dezernatsleiter am Landesamt für Bergbau in Kleinmachnow, Jürgen Kopp, überrascht der erbitterte Kampf um die Konzessionen nicht. „Die Preise werden weiter steigen, weil immer mehr Kupfer benötigt wird“, sagt er. Derzeit liege der Marktwert der Kupferlagerstätte bei mehreren Milliarden Euro. Außerdem werde gegenwärtig ganz vergessen, dass in der Lausitzer Erde nicht nur Kupfer, sondern auch Silber lagere. Und dessen Preis steige ebenfalls. In Polen habe man sogar Gold gefunden. Kein Wunder also, wenn der Kampf um die Claims auch mit der bevorstehenden Entscheidung des Landesbergbauamts mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu Ende geht. Sondern nur in die nächste Runde. Sandra Dassler

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