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Brandenburg: Der lange Weg zur neuen Stadt

Der „Umbau Ost“ kommt kaum voran. Auch in Brandenburg wird derzeit vor allem abgerissen

Potsdam. In diesem Jahr sollen in Brandenburg rund 5000 leerstehende Wohnungen abgerissen werden – so viele wie noch nie. Man wolle den notwendigen Stadtumbau jetzt mit aller Kraft vorantreiben, sagte der zuständige Abteilungsleiter im Stadtentwicklungsministerium, Hans Eichler, dem Tagesspiegel. Deshalb werde die Zahl der ursprünglich für einen Abriss vorgesehenen Wohnungen (2700) fast verdoppelt. Auch in den kommenden Jahren sollen jährlich zwischen 5000 und 6000 Wohnungen in alten DDR-Plattenbauten der Abrissbirne zum Opfer fallen. Der Umbau werde das Gesicht vieler märkischer Städte und damit auch des Landes in den nächsten Jahren verändern, sagte Eichler.

Hintergrund der Abriss-Welle ist die dramatische Zunahme des Wohnungsleerstandes, von dem ganz Ostdeutschland betroffen ist. Er droht die ohnehin durch die DDR-Altschulden belasteten Wohnungsgesellschaften in den Ruin zu treiben. Allein in den letzten vier Jahren stieg der Leerstand, wie der Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen (GdW) jetzt auf einem Kongress in Halle beklagte, um weit über 300 000 auf inzwischen 1,3 Millionen an. Trotz des milliardenschweren Bund-Länder-Programms für den „Stadtumbau Ost“ komme man nicht voran. „Die Probleme wachsen schneller als die Lösungen“, so GdW-Präsident Lutz Freitag, der unter anderem mehr Geld für den aufwändigeren Rückbau forderte. Außerdem müsse das Programm über 2009 hinaus – bis dahin stellen Bund und Länder rund 2,7 Millionen Euro bereit – verlängert werden.

Eichler sieht die Lage in Brandenburg zwar nicht ganz so dramatisch wie beispielsweise in Sachsen-Anhalt oder Sachsen, hält jedoch ebenfalls eine Fortsetzung des Stadtumbau-Programms über 2009 hinaus für erforderlich. Im Rahmen des laufenden Programms könnten in den nächsten Jahren etwa 50 000 Wohnungen abgerissen werden. 160 000 stünden in Brandenburg zur Zeit leer, diese Zahl werde weiter steigen. Eichler hält deshalb ein 20-Jahres-Programm erforderlich.

Dass Brandenburg nicht so stark wie andere ostdeutsche Länder betroffen ist, liegt nicht zuletzt an den besonderen geographischen Bedingungen: In Berlinnähe gebe es teilweise einen starken Bevölkerungszuwachs, so dass der Leerstand im so genannten Speckgürtel deutlich geringer sei. Er betrug dort 2001 durchschnittlich nur 7,4 Prozent. Hingegen nimmt die Bevölkerung in den Randregionen dramatisch ab. Die Leerstandsquote betrug dort im gleichen Jahr rund 14 Prozent. Es gibt allerdings eine Reihe von Städten, wo inzwischen jede vierte Wohnung leer steht: So in Lauchhammer, Luckenwalde und Wittenberge. Abgerissen wird nach der Verwaltungsvereinbarung mit dem Bund dort, wo Wohnungsunternehmen mit einem Leerstand von mindestens 15 Prozent zu kämpfen haben. In knapp 30 Kommunen gibt es solch hohe Leerstandsquoten. Bauminister Hartmut Meyer (SPD) hatte kürzlich mitgeteilt, dass über 50 Wohnungsunternehmen in ihrer Existenz gefährdet sind.

Weil schnelle Hilfe Not tut, konzentriert sich Brandenburg auf den Abriss und nicht auf den Rückbau. „Rückbau ist nicht zu bezahlen“, sagt Eichler. Beim Abriss betragen die Kosten nach seinen Angaben pro Quadratmeter 60 Euro, beim Rückbau 450 Euro.

Michael Mara

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