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Brandenburg: Der letzte Schliff

Die Bronzefiguren vom Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow werden in Schöneiche restauriert

Schöneiche. Noch glänzen sie golden, die Bronzeplastiken vom Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow. Doch soll ihre Farbe dunkelbraun sein – und die erhalten die Figuren gegenwärtig in der Bildgießerei Seiler in Schöneiche (Landkreis Oder-Spree). In wenigen Wochen werden sie dann vom Scheitel bis zur Sohle gereinigt und restauriert wieder aufgestellt.

Der Rotarmist mit dem Kind auf dem Arm sowie weitere Monumentalplastiken des Ehrenmals waren Anfang Oktober abgebaut und zunächst nach Samtens auf Rügen gebracht worden. Zwei der Bronzekolosse sind bereits in die Region zurückgekehrt: Dort wird der helle Goldton des Metalls nach der Sandstrahl-Reinigung durch chemische Behandlung in das bronzetypische Braun verwandelt. Zuvor glättet Jürgen Seiler erst noch mit einem rotierenden Poliergerät vorsichtig die Schweißnähte und andere Unebenheiten. Jede der Figuren besteht aus rund 30 Teilen, die auf Rügen einzeln gereinigt und dann wieder zusammengeschraubt und -geschweißt wurden.

Die Bronze könnte auch auf normalem Wege ihre gewohnte grün-braune Patina annehmen – doch würde das unkontrolliert verlaufen und Jahre dauern, sagt Dieter Seiler, einer von drei Brüdern, die die Traditionsgießerei am Rande Berlins betreiben. Nicht verraten will er, wie sich die Flüssigkeit zusammen setzt, die er mit dem Pinsel auf das Metall aufträgt. Das sei Betriebsgeheimnis. „Die Lösung reagiert mit dem Metall, das sich bräunlich verfärbt. Die Prozedur wird so lange wiederholt, bis der vom Berliner Landesdenkmalamt verlangte Braunton erreicht ist. Bevor die gereinigten und patinierten Figuren in Treptow aufgestellt werden, erhalten sie noch einen schützenden Wachsüberzug. In einem Jahr kontrollieren wir, wie er auf dem Metall haftet, um eventuell Nachbesserungen vorzunehmen.“

Da die fast zwölf Meter hohe Hauptfigur vom Treptower Ehrenmal nicht in die Seilersche Werkstatt passt, fahren die Brüder in Kürze nach Rügen, um dort die Glättungen und Tönungen an der Goldbronze vorzunehmen und sie mit Schutzwachs konservieren. Ist das geschafft, wird der Rotarmist mit dem Kind, in drei Teile zerlegt, mit dem Schiff nach Treptow gebracht und dann mit dem Tieflader zum Ehrenmal gefahren.

Helmut Caspar

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