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Brandenburg: Der Schatz von Spremberg

In der südbrandenburgischen Erde lagert eines der größten Kupfervorkommen Europas. Ein Rohstoff-Multi hat Interesse am Abbau

Von Sandra Dassler

Spremberg - Unter der Stadt Spremberg liegt ein Schatz. Die Nachricht kam gestern für die meisten Einwohner der krisengeschüttelten Region im Süden Brandenburgs völlig überraschend. Nur einige wenige haben es gewusst: In der Redaktion der örtlichen Zeitung meldeten sich gestern zahlreiche ältere Einwohner, die erzählten, wie sie in den 50er und 60er Jahren an Probebohrungen teilnahmen. Damals hatte die rohstoffarme DDR entdeckt, dass in der Erde im brandenburgisch-sächsischen Grenzgebiet rund 1,5 Millionen Tonnen reines Kupfererz lagerten. Allerdings in mehr als tausend Meter Tiefe. Eine Förderung wäre damals zu teuer gewesen.

Ganz in Vergessenheit geraten sei das Kupfervorkommen aber nie, sagte der Leiter des brandenburgischen Landesamts für Bergbau und Geologie, Klaus Freytag, gestern dem Tagesspiegel: „Wir hatten bereits in den 90er Jahren immer mal wieder Anfragen von Firmen, die mit dem Gedanken spielten, das Kupfer zu fördern.“

Dass daraus nichts wurde, lag zum einen an der mangelnden Kapitalkraft der Firmen und zum anderen am geringen Kupferpreis. Doch die Zeiten haben sich geändert: In den letzten knapp zehn Jahren ist der Weltmarkt-Preis für eine Tonne Kupfer von 1000 bis 1500 Dollar auf knapp 6000 Dollar geklettert, sagt Freytag. In den kommenden Jahrzehnten werde immer mehr Kupfer benötigt – beispielsweise in der Informationstechnik oder im Fahrzeugbau.

Der weltweit tätige Rohstoffkonzern „Anglo American“ hat über sein Tochterunternehmen Tarmac bereits Interesse an der Förderung angemeldet. „Die zu Tarmac gehörende Lausitzer Grauwacke GmbH aus Lieske bei Spremberg hat einen Konzessionsantrag bei uns gestellt“, sagt Freytag. „Wir gehen davon aus, dass der Antrag nach Anhörung von Land, Landkreis und den beteiligten Kommunen Anfang März positiv beschieden wird. Dann darf die Firma genauere Untersuchungen zu den Vorkommen durchführen.“ Freytag ist optimistisch: „Zwar wird man erst in fünfzehn oder zwanzig Jahren mit der Förderung beginnen können – so lange benötigt man für die Vorbereitungen –, aber dann könnten Hunderte von Arbeitsplätzen entstehen. Für die Lausitz wäre das wie ein Sechser im Lotto.“

Auch das Land Brandenburg würde durch den sogenannten Förderzins an jeder Tonne Kupfer mitverdienen. Wie viele Millionen Euro das ausmachen könnte, kann aber niemand seriös vorhersagen. Das hängt, so die Experten, zum einen von der tatsächlichen Höhe des Kupfergehalts als auch von dem dann geltenden Kupferpreis ab. Zwar könne die Menge des unter Spremberg lagernden Erzes nicht mit den riesigen Lagerstätten in Südamerika oder Südafrika konkurrieren, es gehöre aber zu den größten in Europa.

Der Abbau könnte sich also durchaus lohnen – selbst wenn sich Brandenburg die Förderzinsen mit Sachsen teilen muss. Der sächsische Wirtschaftsminister, Thomas Jurk (SPD), wies gestern schon einmal darauf hin, dass die Lagerstätte bis an die sächsische Stadt Weißwasser heranreicht. Sie sei rund 30 000 Hektar groß, 22 000 Hektar lägen in Sachsen.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) bezeichnet die Nachricht aus Spremberg als „fantastisch“. Man wisse seit langem von der Kupferlagerstätte, die gewaltige Dimension sei aber erst jetzt klar geworden, sagte er dem Tagesspiegel: „Langfristig gesehen könnte das eine interessante Perspektive für die Lausitz sein.“

Politiker und Experten weisen aber darauf hin, dass letztlich die Förderunternehmen entscheiden müssten, ob sich der Abbau lohne. Immerhin stellt die Tiefe des Vorkommens große Anforderungen an die Fördertechnik. „Dort unten herrschen 47 Grad Celsius“, sagt Bergbauamtschef Klaus Freytag: „Da muss belüftet und klimatisiert werden. Aber die Fördertechnik hat sich in den vergangenen Jahren ja auch rasant entwickelt – der Schatz unter Spremberg müsste also zu heben sein.“

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