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Brandenburg: Der Tag, als die Festung fiel

Vor 850 Jahren eroberte Albrecht der Bär die slawisch besetzte Brandenburg und gründete die Mark Das Jubiläum wird heute groß begangen – dabei gab es schon 1998 eine 1050-Jahr-Feier des Landes

Brandenburg/Havel - Für Brandenburg ist heute ein bedeutender Tag – jedenfalls für die Stadt Brandenburg an der Havel. Vor 850 Jahren – am 11. Juni 1157 – eroberte Albrecht der Bär, Markgraf der Nordmark, die Festung „Brennabor“ auf einer Havelinsel von den Slawen zurück. Heute findet daher ebendort eine große Feier statt: im Dom St. Peter und Paul, dessen Grundstein bereits 1165 auf derselben Insel gelegt wurde. Auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ist dabei – obwohl der eigentliche Festakt der Landsregierung erst am 3. Oktober steigt. An diesem Datum erklärte sich Albrecht im Jahre 1157 erstmals in einer Urkunde zum „Markgrafen in Brandenburg“.

Als Gründungstag der Mark gilt dennoch der 11. Juni vor 850 Jahren. „Wir vertrauen unseren Historikern und haben uns auf diesen Tag geeinigt“, sagt Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU). „Offenbar müssen wir richtig liegen, denn selbst die Skeptiker in der Landesregierung haben sich mittlerweile auf unsere Seite gestellt.“

Ganz von selbst ging das allerdings nicht – noch am Jahresanfang hatte die Staatskanzlei recht zurückhaltend auf Einladungen zum angeblich großen Festjahr reagiert. Das Vorhaben der Stadt, den alljährlichen Brandenburg-Tag des Landes diesmal in die gleichnamige Stadt zu holen, klappte schon überhaupt nicht: Er fällt in diesem Jahr ganz aus, obwohl in Neuruppin, Jüterbog, Frankfurt (Oder) oder zuletzt in Forst noch zehntausende Besucher kamen. Zur Begründung werden die leeren Landeskassen angeführt – was im benachbarten Sachsen oder selbst im noch ärmeren Sachsen-Anhalt wohl einen größeren Eklat auslösen würde. Aber in Brandenburg scheint es mit einer gemeinsamen Identität auch 850 Jahre nach der Gründung und 17 Jahre nach der Neugründung nach der Wende nicht besonders weit her zu sein. Viele setzen den Beginn der Brandenburger Geschichtsschreibung ohnehin erst mit der Gründung des Königreichs Preußen 1701 an.

Dazu passt die anfänglich vom Chef der Potsdamer Staatskanzlei, Clemens Appell (SPD), geäußerte Meinung, das jetzt zu feiernde Jubiläum sei eher als ein „Ereignis von kommunaler Bedeutung“. Schließlich habe man sich schon 1998 am Festjahr „1050 Jahre Brandenburg“ beteiligt. Dabei handelte es sich aber um die Stadt und vor allem das Bistum – nicht aber um die Mark selbst.

Aufklärung über die etwas verworrene Gründungsgeschichte der Mark verspricht der städtische Projektleiter Joachim Müller. Demnach war die Brennabor/Brandenburg auf der heutigen Dominsel seit dem 10. Jahrhundert eine bedeutende slawische Bastion und Zentrum einer ausgedehnten Herrschaft gewesen. „In den Jahren 928/29 eroberte der ostfränkische König Heinrich I. Burg und Herrschaft, 948 wurde hier wahrscheinlich das erste Bistum östlich der Elbe gegründet“, sagt Müller. „Die Feiern 1998 waren also durchaus gerechtfertigt.“ Ein großer Slawenaufstand vertrieb die Deutschen jedoch bereits 983 wieder von der Burg; der Bischofssitz wurde zerstört.

Rund anderthalb Jahrhunderte später gelang es Albrecht dem Bären aus dem Geschlecht der Askanier, den getauften Heveller-Fürsten Pribislaw-Heinrich dazu zu bringen, ihn als Erben der Brandenburg und des umliegenden Landes einzusetzen. Heveller nannten sich die Slawen im Havel-Gebiet, im Unterschied zu den Lusitzi im Süden, auf die der Name Lausitz zurückgeht.

Doch als Pribislaw 1150 starb, war die Angelegenheit dennoch nicht erledigt, wie Projektchef Müller berichtet. Denn ein Verwandter von Pribislaw-Heinrich wollte sich mit der Übergabe an die Deutschen nicht zufrieden geben: Jaxa, ein vermutlich polnischer Fürst, besetzte die Burg mit seinen Getreuen, so dass Albrecht der Bär zum Kampf aufrufen musste. „Erst nach längerer Belagerung gewann Albrecht in einer blutigen Schlacht am 11. Juni 1157 die Oberhand – und gab die Brandenburg nie wieder her“, erklärt Müller.

Für die Brandenburger Ratsherren ist der Datumsstreit damit entschieden: Heute vor 850 Jahren begann die dauerhafte Herrschaft Albrechts und seiner Nachfolger über die Mark. Nicht umsonst sind ihm später als dem „Gründer der Mark Brandenburg“ zahlreiche Denkmale gesetzt worden – eines davon steht vor der Zitadelle Spandau.

Informationen zum Programm der Jubiläumsfeiern im Internet unter:

www.850-jahre-mark-brandenburg.de

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