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Förster

© p-a/ZB

Deutsche Wälder: Ganz schön viel Holz – aber wie viel genau?

Alle zehn Jahre ist Inventurzeit im deutschen Wald. In Eberswalde fließen die Ergebnisse der Forststatistiken aller Bundesländer zusammen und werden ausgewertet.

Eberswalde - Wenn Inventur gemacht wird, heißt das vor allem: zählen. Das ist im Wald nicht anders als im Supermarkt. Und im Johann-Heinrich-von-Thünen- Institut in Eberswalde laufen die Daten aus ganz Deutschland zusammen, wenn es um die Statistik des Forstes geht. Die Mitarbeiter des Instituts, das bis Jahresbeginn Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft hieß, sammeln sämtliche Werte über den deutschen Baumbestand. Größe, Krankheiten, Schädigungen und Verhalten der Gehölze – rund 150 verschiedene Kriterien.

Dabei streifen die Wissenschaftler tatsächlich durchs Dickicht und zählen die Bäume. Allerdings nicht alle 8,7 Milliarden, die laut Inventurbericht von 2002 im deutschen Wald stehen. Karsten Dunger vom Eberswalder Institut erklärt: „Wir legen ein Raster über die Landkarte, das den Wald in vier mal vier Kilometer große Quadrate aufteilt.“ Pro Quadrat werde dann ein „Inventurtrakt“ von 150 mal 150 Metern genau untersucht. 370 000 Bäume hätten die Trupps so in Deutschland während der vergangenen Inventur vermessen, erklärt Dunger. Ganze zwei Jahre habe das gedauert. Die Ergebnisse wurden dann auf die Quadrate und schließlich auf den gesamten Wald hochgerechnet.

Dass es schlecht bestellt ist um den deutschen Wald, könne man nicht behaupten. „Bei relativ gleich bleibender Fläche und konstantem Baumbestand ist der Holzvorrat in Deutschland um 20 Prozent gestiegen“, sagt Dunger. Heißt: Deutsche Bäume sind innerhalb des Bemessungszeitraumes kräftiger geworden. 1987 habe es die erste Waldinventur in den alten Bundesländern gegeben und im Jahre 2002 die zweite in ganz Deutschland. Künftig soll der deutsche Forst alle zehn Jahre unter die Lupe genommen werden. 2012 soll es die nächsten Ergebnisse geben. Die skandinavischen Länder inspizieren sogar alle fünf Jahre. „Im Moment bereiten wir zusammen mit den Forstanstalten aller Bundesländer die dritte deutsche Waldinventur vor“, sagt der Institutsleiter Andreas Bolte. Mit neuer Technik werden die insgesamt 100 Mitarbeiter in ganz Deutschland an den Start gehen. Passende tragbare Geräte müssen gefunden und eine einheitliche Software aufgespielt werden.

Etliche Fragen müssen die Waldökologen, die auch als enge Berater dem Verbraucherschutzministerium auf Bundesebene zur Seite stehen, beantworten. „Wir müssen zum Beispiel herausfinden, wie sich die Klimaerwärmung auf bestimmte Baumarten auswirkt“, sagt Bolte. Sind ungünstige Bedingungen wirklich so schädigend, wie angenommen? Ist Wachstum immer gut und Entlaubung immer schlecht? Daran zweifeln die Forscher mittlerweile. Der Baum reagiere auf Extremsituationen schließlich mit lebenserhaltenden Maßnahmen. „Zum Beispiel mit einer Notblüte oder indem er seinen Wasserverlust einschränkt“, nennt Bolte zwei Beispiele.

Und das 30 Mitarbeiter starke Team um Andreas Bolte tut noch mehr als Bäume zählen und vermessen. Abgesehen davon, dass die Waldexperten ständig in aller Welt zu Kongressen unterwegs sind, erstellt das Institut eine weitere Langzeit-Datenreihe: Den Bodenzustandsbericht, der zuletzt kurz nach der deutschen Wiedervereinigung herauskam. An weiteren 2000 Punkten in ganz Deutschland entnehmen Mitarbeiter dafür Proben und untersuchen diese auf ihren pH-Wert, Schwermetalle, Nährstoffe, Bodendichte, Wasserspeicherung sowie Dutzende andere Parameter. Auch hierbei fließen die Daten allesamt nach Eberswalde. Noch in diesem Jahr soll die aktuelle Messreihe abgeschlossen sein. Andreas Wilhelm

Andreas Wilhelm

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