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Brandenburg: DGB: Tausende ohne Lehrstelle

Gewerkschaft warnt vor Katastrophe / In der Region fehlen 12 000 PlätzeVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Im Land Brandenburg droht ein Ausbildungsnotstand.

Gewerkschaft warnt vor Katastrophe / In der Region fehlen 12 000 PlätzeVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Im Land Brandenburg droht ein Ausbildungsnotstand."Die Situation ist besonders dramatisch, schlimmer als in Berlin", sagte der stellvertretende DGB-Landesbezirksvorsitzende Bernd Rissmann in Potsdam.Voraussichtlich würden 1997 in Brandenburg rund 8500 Schulabgänger und in Berlin rund 3500 Jugendliche keine Lehrstelle finden.Um wenigstens die größte Lücke zu schließen, fordert der DGB deshalb ein kurzfristiges Bund-Länderprogramm für 5000 zusätzliche Ausbildungsplätze in Brandenburg und 2000 zusätzliche Lehrstellen in Berlin. "Es ist zu befürchten, daß es in diesem Jahr zur Katastrophe kommt", erklärte Rissmann.Denn anders als in der Vergangenheit, wo die größte Not durch staatliche Zusatzprogramme wenigstens gelindert werden konnte, droht 1997 gleich aus mehreren Gründen eine deutliche Zuspitzung.In diesem Jahr werden in Brandenburg rund 3500 Schulabgänger mehr als 1996 (in Berlin 1500 Schulabgänger mehr) die Schulen verlassen - die geburtenstarken Jahrgänge schlagen sich jetzt nieder.Insgesamt suchen damit 66 000 Jugendliche in beiden Ländern nach einer Lehrstelle.Doch sie treffen auf ein immer dünneres Angebot.War schon im vergangenen Jahr nach DGB-Angaben die Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze in Berlin um 1196 Stellen (minus 8 Prozent) und in Brandenburg um 1490 Stellen (minus 10 Prozent) gesunken, hat sich laut Rissmann dieser Trend in den ersten Monaten des laufenden Jahres noch verstärkt. Hinzu käme, daß auch der Weg an die Universitäten und Hochschulen zunehmend schwieriger werde, da in Berlin massiv Studienplätze abgebaut würden und Brandenburg den Aufbau seiner Hoch- und Fachschulen spürbar abgebremst habe.Weiter verschärft wird die Lehrstellenkrise auch durch Versäumnisse vergangener Jahre, warnte der DGB.Denn unter den Bewerbern befinden sich allein 21 475 Jugendliche (rund 10 000 aus Brandenburg), die bereits im vergangenen Jahr und früher keine Lehrstelle gefunden hatten. Sogar in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, wo die soziale Situation deutlich besser als an der Peripherie Brandenburgs ist und in den Vorjahren jeder Schulabgänger eine Stelle fand, wird 1997 erstmals eine Lücke bleiben."Und die Schere wird größer", prophezeite Potsdam Sozialbeigeordneter Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch im Stadtparlament.Da landesweit bereits 60 Prozent der Lehrstellen staatlich gefördert würden, sei die Leistungsfähigkeit des dualen Systems in Frage gestellt. Alle Appelle von Bund, Land, Industrie, Handelskammern und Unternehmerverbänden haben nichts gefruchtet, lautet das DGB-Fazit, der deshalb einen grundlegenden Kurswechsel verlangt.Danach sollen die bisher nicht ausbildenden Betriebe - insgesamt 70 Prozent - zur Kasse für einen staatlichen Ausbildungsfond gebeten werden.

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