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Brandenburg: Die Aufständischen

Spannungen? "An mich sind sie nicht herangetragen worden", sagt Sven Petke mit dem üblichen spöttischen Grinsen.

Spannungen? "An mich sind sie nicht herangetragen worden", sagt Sven Petke mit dem üblichen spöttischen Grinsen. Auch sonst ist dem Landeschef der Jungen Union auf dieser Pressekonferenz kein kritisches Wort über die Mutterpartei zu entlocken, die bei den Bürgermeisterwahlen gerade eine böse Schlappe erlitten hat. Hat Parteichef Jörg Schönbohm den "Partei-Aufsteiger des Jahres" zurückgepfiffen? Oder ist es nur Vorsicht, nachdem die "jungen Wilden" mit ihrer Aktion zur Machtübernahme in CDU-Kreisverbänden scheiterten? Petke: "Es ist mein Beitrag zur Deeskalation". Dies lässt ahnen, wie sehr es in der Union rumort haben muss.

Der Anlass: Mehrere Jungpolitiker aus Petkes Umfeld traten überraschend zu Kampfkandidaturen bei den laufenden Wahlen der CDU-Kreischefs an - gegen altgediente Parteikämpfer wie die frühere Parteichefin Carola Hartfelder. Dies wurde sogleich als "Putschversuch" der "jungen Wilden" um Petke gewertet, die sich vor der Landtagswahl in eine günstige Ausgangsposition bringen wollten. Hartfelder wurde mit dem Satz zitiert: "Das Sägen an Stühlen ist immer eine Geschichte, die mit Hinterhalt zu tun hat." Es fielen noch andere böse Worte und es wurden, so ein JU-Mitglied, "Gerüchte gestreut und Horrorszenarien" gezeichnet.

So hieß es, dass Petke Schönbohms Nachfolge anstrebe und sich eine "Hausmacht für später" aufbauen wolle: Der smarte 33-Jährige ist nicht wenigen gestandenen Christdemokraten ein Dorn im Auge, seit er im Frühjahr nach einer geschickt eingefädelten Blitzkandidatur zum Vize-Parteichef gewählt wurde. Petke, auch innenpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, gilt inzwischen als einer der einflussreichsten Christdemokraten in Brandenburg: Von Schönbohm abgesehen, versteht es der konservative Hardliner wie kein anderer, sich mit politischen Vorstößen und polemischen Attacken in die Schlagzeilen zu bringen - meist ohne Rücksicht auf den Koalitionspartner, manchmal sogar ohne Rücksicht auf eigene Parteifreunde. Sein streitbarer Politikstil gilt Konsenspolitikern wie der CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger als suspekt.

In Petkes Umfeld ist man überzeugt, dass die Jungkandidaten, darunter auch Schönbohms Parteisprecher Stephan Goericke, scheitern mussten, "weil man Petke treffen wollte, der Symbolfigur für den anstehenden Generationswechsel ist". Hingegen heißt es in der Fraktion, dass die Art, wie der Versuch zur Machtübernahme in verschiedenen Kreisen gestartet wurde, "abschreckend" gewirkt habe: "Kreisverbände auf dem flachen Lande wollen nicht Steigbügelhalter für ehrgeizige Jungpolitiker sein."

Schönbohm gab Dienstag in der Fraktion die Parole aus: Schluss mit der öffentlichen Debatte. Es gebe in der Partei keinen Konflikt Jung gegen Alt. So werden auf dem Parteitag der Jungen Union am Wochenende in Werder "der Alte" und sein junger Vize traute Eintracht zeigen. Die "jungen Adler" (Schönbohm) werden aber trotz des Absturzes zu neuen Flügen ansetzen.

Michael Mara

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