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Brandenburg: Die Bombenlast erdrückt das Land

Von Claus-Dieter Steyer Bombe ist nicht gleich Bombe. Was sich wie eine Binsenwahrheit anhört, löst in Oranienburg nur noch Kopfschütteln und Resignation aus.

Von Claus-Dieter Steyer

Bombe ist nicht gleich Bombe. Was sich wie eine Binsenwahrheit anhört, löst in Oranienburg nur noch Kopfschütteln und Resignation aus. Dort ist man es langsam leid, immer wieder auf die Besonderheit der unter der Kleinstadt liegenden Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg hinzuweisen: Sie stammen von den Alliierten und besitzen zum größten Teil einen tückischen chemischen Langzeitzünder. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese gefährlichen Sprengkörper explodieren. Suche und Bergung dieser oft in großer Tiefe liegenden Sprengkörper kosten viel Geld. Bis zu einer halben Million Euro verschlingt eine einzige Aktion. Bislang kommt dafür allein Brandenburg auf. Die Räumung alliierter Munition ist Ländersache. Der Bund hält sich da völlig heraus. Er zahlt nur für die so genannten reichseigenen Kampfmittel. Und genau hier beginnt der Ärger der Oranienburger, die nach dem bisherigen „Bergungs-Tempo“ erst im Jahre 2052 ihren gefährlichen Untergrund los wären. Denn das vom Land Brandenburg bereitgestellte Geld reicht gerade für die Suche und Entschärfung von sechs Bomben im Jahr.

Der Landeshaushalt lässt kaum Spielräume für eine Aufstockung der Mittel zu. Und Brandenburg ist wegen der Kämpfe um Berlin und der anschließenden starken Präsenz russischer Truppen das am stärksten mit Munition belastete Bundesland. An allen Ecken und Enden ist der Munitionsbergungsdienst gefragt. Auch den betroffenen Kommunen entstehen zusätzliche Kosten. Doch bisher hält sich die Bereitschaft in den Bundesgremien, der einzigartigen Situation Rechnung zu tragen, in Grenzen. Erst kürzlich scheiterte ein vom Land in den Bundesrat eingebrachter Gesetzentwurf. Er sollte den Bund auch an den Bergungskosten von Munition der Alliierten beteiligen. Doch dafür fand sich keine Mehrheit, so dass es Geld aus dem Bundeshaushalt weiterhin nur für deutschen Munitionsmüll gibt.

Sicher hat Brandenburg in jüngster Zeit viel Kredit verspielt. Mehrere mit Fördermitteln hochgezogene oder in der Planung befindliche Großprojekte wie Lausitzring, Cargolifter, Flughafen oder Chipfabrik haben das Vertrauen in die Potsdamer Politik nicht gerade gestärkt. Doch den auf und mit den Bomben lebenden Menschen muss geholfen werden. Denn bei aller Besonderheit gibt es in der praktischen und psychologischen Wirkung von Bomben kaum Unterschiede. Egal, ob sie aus russischer, amerikanischer oder aus deutscher Produktion stammen.

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