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Brandenburg: Die Gasag warnt Tarif-Boykotteure Protest gegen neue Preise bei Gas, Strom und Müll

Einige hundert Berliner sind bisher dem bundesweiten Aufruf gefolgt, die steigenden Gaspreise zu boykottieren. Das ist wenig.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Einige hundert Berliner sind bisher dem bundesweiten Aufruf gefolgt, die steigenden Gaspreise zu boykottieren. Das ist wenig. Im übrigen Deutschland soll es nach Auskunft von Verbraucherschutzverbänden schon 50 000 Boykotteure geben. Auch die Gasag hat ihre Tarife am 1. Dezember um 6 bis 8 Prozent erhöht. Das private Monopolunternehmen begründet dies mit den stark gestiegenen Rohölpreisen. Der Boykottaufruf sei „rechtswidrig und unverantwortlich“, sagte Unternehmenssprecher Klaus Haschker dem Tagesspiegel. „Wir drehen nicht das Gas ab, aber werden Mahnungen verschicken, wenn ein Kunde seine Gasrechnung eigenhändig kürzt“.

Die Verbraucherzentrale Berlin hat nach einem Gespräch mit der Gasag darauf verzichtet, den Boykott zu unterstützen. Sie empfiehlt lediglich, die Gasrechnung „unter Vorbehalt“ zu zahlen. Die Gasag sei jederzeit in der Lage, sagt Pressesprecher Haschker, „die Berechtigung unserer Tariferhöhung vor den Gerichten und dem Landeskartellamt nachzuweisen“. Wie auch immer: Die Berliner Haushalte müssen 2005 für Gas, Strom, Wasser und Müllabfuhr mehr Geld als bisher ausgeben. Der Berliner Mieterverein hat ausgerechnet, dass die anstehenden Tarifanhebungen einen Durchschnittshaushalt (drei Personen, 65 Quadratmeter Wohnung) mit 100 bis 150 Euro jährlich zusätzlich belasten.

Die Wasserpreise sollen zum 1. Januar um 5,4 Prozent erhöht werden. Auch die Wirtschaftsverbände und -kammern haben dies heftig kritisiert. Die Stadtreinigung (BSR) hat angekündigt, dass die Müllabfuhr um durchschnittlich 14,4 Prozent teurer wird. Wer noch kleine 60-Liter-Tonnen vor der Haustür stehen hat, muss künftig sogar 55,7 Prozent höhere Gebühren zahlen. Beide Tarifanhebungen werden zurzeit geprüft und müssen vom Senat vor Jahresende genehmigt werden. Das wird wohl auch geschehen. Die FDP forderte gestern ein „gänzlich neues und bürgerfreundliches Preissystem“ für den Hausmüll, das sich an der tatsächlich anfallenden Müllmenge orientiere. Und nicht an der Größe der Mülltonnen.

Höhere Strompreise der Bewag zum 1. Januar 2005 wurden von der Prüfstelle des Senats bereits genehmigt. Die Grundgebühr bleibt stabil, aber die Verbrauchspreise steigen um 5,4 Prozent beim geläufigen „Berlin Klassik“-Tarif. Bei Wasser, Gas und Müllabfuhr hat der Berliner Kunde keine Wahl. Beim Stromanbieter kann er zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Trotz der aktuellen Preiserhöhung liegt die Bewag im Vergleich zu anderen Stromunternehmen in Deutschland noch auf den vorderen Plätzen. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass 90 Prozent der Privathaushalte der Bewag treu geblieben sind.

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