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Brandenburg: Die Gießkanne hat ausgedient

Das Land will nur noch die touristisch attraktivsten Gegenden finanziell fördern

Der Brandenburger Tourismus steht vor einem Umbruch. Künftig erhalten nur noch die überregional wirklich attraktiven Regionen Mittel aus der Landeskasse. „Zehn Jahre haben wir auf Masse gesetzt, jetzt zählt für uns nur noch die Klasse“, sagte Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns gestern vor der Presse auf der ITB. „Die Haushaltslage lässt uns gar keinen anderen Spielraum.“ Unterstützung erhielt er von Chef des Landestourismusverbandes, Jürgen Linde: „Die Zeit der Gießkanne ist endgültig vorbei. Für den Bau neuer Hotels oder Ferienanlagen gibt es kaum noch öffentliche Mittel.“ Auch das Marketing sei für Hoteliers, Gastwirte und die anderen Tourismusbetriebe nicht mehr kostenlos zu haben. „Da muss schon jeder selbst seinen Beitrag leisten.“

Bislang diente der Tourismus in vielen Gegenden als Ausgleich für den Zusammenbruch der Industrie und Landwirtschaft. Mit hohem finanziellen Aufwand – vorrangig aus Steuermitteln des Bundes, des Landes und der EU – sollte Brandenburg flächendeckend zum Tourismusziel für jedermann aufgebaut werden. Weite Gebiete der Niederlausitz, des Elbe-Elster-Landes, des oberen und westlichen Havellandes oder der Prignitz erhielten somit eine mehr oder weniger perfekte touristische Infrastruktur, ohne dass auf Traditionen oder besondere Attraktionen verwiesen werden konnte. Das Ergebnis zeigt sich in einer alarmierenden Bilanz des Hotel- und Gaststättenverbandes: zwei Drittel der Mitgliedsbetriebe stehen vor der Pleite. Sie können ihre Kredite nicht mehr bezahlen, weil die Gäste ausbleiben.

Hoffnung auf die Hilfe des Staates besteht nicht. „Ich plane keine speziellen Förderprogramme, weil jede Insolvenz ganz individuell ist“, erklärte Wirtschaftsminister Junghanns. „Jetzt findet im Tourismus die ganz natürliche Auslese statt.“ Die ist mit harten Folgen verbunden. Schon 2002 sank der Auslastung der Hotels im Jahresdurchschnitt auf 32 Prozent, 2001 waren es noch 34,5 Prozent. Wirtschaftlich sind Tourismusbetriebe aber erst bei einer mindestens 50-prozentigen Kapazitätsauslastung zu betreiben. Die Zahl der Übernachtungen ging von 2002 auf 2001 um 3,7 Prozent auf 8,5 Millionen zurück. Allerdings profitierten Potsdam und Umgebung im Jahr 2001 von der Bundesgartenschau, die allein 2,6 Millionen Gäste zählte.

Die besten Chancen auf Gäste und damit guten Umsatz räumt der Chef der Marketinggesellschaft, Dieter Hütte, dem Kultur-, dem Radfahr- und dem Wassertourismus ein. Erfolgreich sei die Tourismusbranche 2002 mit ihren Angeboten für Wellness und Gesundheitsangeboten gewesen. Mit fast 1,2 Millionen Gästen in den vier Thermalbädern und acht Gesundheitszentren habe die Resonanz deutlich über den Erwartungen gelegen, sagte der Wirtschaftsminister. Dazu wurden auf der ITB erstmals „Kulturreisen 2003 im Land Brandenburg“ angeboten. Angestrebt werde damit, dass Gäste über Nacht bleiben und so die Hotellerie davon profitiert.

Deutschlandweit einmalig seien die Kataloge für Kulturpauschalen und Touren in die 15 Großschutzgebiete. Beide Führer werden kostenlos von der Tourismus Marketing Gesellschaft, Telefon (0331) 2004747 oder hotline@reiseland-brandenburg.de , verschickt.

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