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Brandenburg: Die Hoffnung lassen sie noch immer nicht fahren

Cargolifter rief seine Mitarbeiter zur Betriebsversammlung, um offiziell das Aus für das Projekt mitzuteilen. Doch schon keimen neue Gerüchte über Investoren

Brand. Der Wachposten am Eingang zur Luftschiffwerft der Cargolifter AG in Brand musste gestern Nachmittag oft raus in den Regen. Auf der Zufahrtsstraße zum früheren russischen Flughafen herrschte ungewöhnlich reger Verkehr. Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland und dem Ausland fuhren vor, sodass der Mann zur Kontrolle der Ausweise seine schützende Baracke immer wieder verlassen musste. „Betriebsversammlung“, hieß die Erklärung für den Andrang. Alle 470 Mitarbeiter des insolventen Unternehmens waren eingeladen – 180 von ihnen waren bereits Ende Juli vorläufig freigestellt worden. Nun sollte das endgültige Aus des einst mit so viel Euphorie gestarteten Projektes zum Bau von riesigen Luftschiffen und fliegenden Kränen förmlich mitgeteilt werden. Nach der am Wochenende bekannt gewordenen Absage des Bundeswirtschaftsministeriums, ein Bankdarlehen in Höhe von 40 Millionen Euro abzusichern, war die Stimmung ohnehin schon auf dem Tiefpunkt angelangt. „Wir hoffen, dass wenigstens eine kleine Rumpfmannschaft weitermachen kann“, sagte Unternehmenssprecherin Silke Rösser. Die wäre dann sehr klein: 30 Mitarbeiter bleiben bei CargoLifter beschäftigt. Die anderen 200 Beschäftigten hätten am Montag ihren letzten Arbeitstag gehabt, so Rösser. Doch von der Cargolifter-Pleite sind auch zahlreiche Arbeitsplätze jenseits des Werktors betroffen. Die Industrie- und Handelskammer Cottbus schätzt deren Zahl bei Zulieferbetrieben, in Hotels, Gaststätten, Werkstätten und Wachdiensten „auf mehrere Hundert". Bislang soll wenigstens das Besucherzentrum geöffnet bleiben. Allerdings bleibt fraglich, ob es Geld genug für den Betrieb der großen Halle und der anderen Anlagen gibt. Das könnte vielleicht mit dem Trainingsluftschiff „Charly“ verdient werden. Es hebt neuerdings mit Touristen zu einstündigen Rundflügen für 300 Euro ab.

Der 59-jährige Carl Dayley aus Australien wollte damit ursprünglich Piloten für die großen 160-Tonnen-Zeppeline ausbilden. „Ich möchte nicht an ein Ende denken“, sagte er. Jüngere Entwicklungsingenieure zeigten sich gestern optimistisch, bei anderen Luftfahrtunternehmen einen Job zu bekommen. Kaum jemand des aus 19 Nationen stammenden Teams hat sich in der Umgebung ein Haus gekauft. Die meisten wohnen in Hotels, kleinen Pensionen oder in Privatquartieren.

Zwei Gerüchte machten am Abend auf der Werft die Runde. Ein branchenfremdes Unternehmen wolle mit 77 Millionen Euro die Technologie weiterführen, hieß es von der Wirtschaftsfördergesellschaft Dahme-Spreewald. Auch die von rund 200 Aktionären gegründete Initiative „Zukunft in Brand“ steht nach eigenen Angaben mit Interessenten im Gespräch. Claus-Dieter Steyer

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