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Brandenburg: Die letzten Hornoer stoppen den Bagger

Das Ehepaar Domain klagt weiter gegen Vattenfall – der Tagebau gerät ins Stocken

Von Sandra Dassler

Horno - „Steht auch der Bagger vor der Tür, wir gehen niemals weg von hier.“ Solche kämpferischen Parolen hatten die knapp 400 Hornoer einst an ihre Hoftore genagelt. Inzwischen sind die Häuser untergebaggert und die Hornoer umgezogen – alle bis auf zwei. Das Ehepaar Walter und Ursula Domain trotzt noch immer dem Bagger.

Seit Jahren klagen die beiden Rentner gegen die vom Landesbergamt angeordnete Herausgabe ihres Grundstückes. Zwar hat das Verwaltungsgericht Cottbus die Klage abgelehnt, doch die Domains legten dagegen Rechtsmittel ein. Nun wird das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entscheiden – die Verhandlung findet am 2. November statt.

Wegen der ausstehenden Entscheidung wurde gestern um 15.03 Uhr der so genannte Vorschnittbagger des Energiekonzerns Vattenfall Europe Mining AG, der die obere Erdschicht abträgt, gestoppt. „Wir müssen den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 50 Metern zum Haus wahren“, sagte Vattenfall-Sprecher Peter Fromm.

Über die Höhe der wirtschaftlichen Schäden, die dem Konzern dadurch entstehen, wollte Fromm keine Schätzungen abgeben. In jedem Fall gebe es einen Zeitverzug, auch wenn die Belieferung des Kraftwerkes Jänschwalde bislang noch nicht gefährdet sei. Außerdem müssten etwa 60 Bergleute in andere Abschnitte des Tagebaus umgesetzt werden oder Überstunden abbummeln. „Das ist schon mit einigem Aufwand verbunden“, meint Fromm: „Bis zur Entscheidung des Gerichts am 2.November ist der aber noch zu verkraften.“ Dann – da sei man bei Vattenfall sehr sicher – wird das Gericht mit seiner Entscheidung die Herausgabe des Grundstücks erzwingen.

Das Ehepaar Domain hofft hingegen, auch weiter in seinem Haus bleiben zu können. „Wir würden auch gegen eine negative Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Rechtsmittel einlegen“, sagte die 65-jährige Ursula Domain gestern dem Tagesspiegel: „Wir haben alles miterlebt: das Abbaggern der Häuser, das Fällen der Bäume, den Krach, den Dreck und den Staub.“ Den Domains würde es nichts ausmachen, wenn die Bagger ihr Grundstück umfahren, aber davon wolle Vattenfall ja nichts wissen. „Und jetzt werden wir auch noch zu Sündenböcken abgestempelt, die Arbeitsplätze vernichten.“

Vattenfall-Sprecher Fromm wies diesen Vorwurf zurück. Es ginge nicht darum, einen Schuldigen zu suchen. Man müsse aber schon in der Öffentlichkeit klar machen, dass ein Umfahren des Grundstücks aus technologischen Gründen nicht möglich sei.

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