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Brandenburg: Die Liste der 1000

Ein Lexikon stellt die wichtigsten Brandenburger vor

Potsdam. Es kommt auf die Mischung an. Nicht nur Friedrich der Große, auch eine Mätresse von Kurfürst Joachim II. und ein gewisser Willy Lademann, Sprachforscher aus Teltow, haben es unter die 1000 wichtigsten Brandenburger geschafft. So entschieden es jedenfalls die Herausgeber des Brandenburgischen Biographischen Lexikons. Auf 450 Seiten sind hier in alphabetischer Reihenfolge Personen aus rund 1000 Jahren Geschichte bis in die Gegenwart hinein versammelt, darunter bekannte und weniger bekannte, beliebte und nicht so beliebte.

Klaus Neitmann von der Historischen Kommission, die das Buch erarbeitet hat, nennt als wichtigstes Kriterium für die Aufnahme: Hat die Person Spuren im Land hinterlassen? Das trifft natürlich auf die preußischen Herrscher zu. Das Buch konzentriert sich allerdings auf ihre Leistungen in Brandenburg selbst, etwa die Gewinnung des Oderbruchs durch Friedrich den Großen. Auch der Architekt Karl Friedrich Schinkel hat hier sichtbare Zeichen hinterlassen – was bei Albert Einstein nicht ganz ersichtlich ist. Immerhin steht das Häuschen in Caputh noch, wo er ein paar Jahre lebte, bevor er ins amerikanische Exil ging.

Eine „Hofwehenmutter“ der Hohenzollern wurde in das Kompendium aufgenommen, weil sie das erste Hebammenbuch schrieb. Sie ist vermutlich ebenso wenigen Menschen bekannt wie der Philosoph Thomas Abbt, der im 18. Jahrhundert lebte. Anders der Drehbuchautor von „Paul und Paula“, Ulrich Plenzdorf. Der lebt zwar in Berlin. Weil der Film in Babelsberg gedreht wurde, hat auch er es in die Liste der 1000 geschafft.

Wer kommt rein, wer nicht? Für die Beantwortung dieser Frage hat sich die Historische Kommission des Landes mehrere Jahre Zeit genommen. 170 Autoren haben dann die Lebensgeschichten der Auserwählten niedergeschrieben. Und wie zu erwarten, hat es schon die ersten Beschwerden gegeben: Forstwissenschaftler aus Eberswalde beklagten, dass aus ihrer Zunft keiner aufgenommen wurde. Die beiden Gauleiter der Mark Brandenburg aus der NS-Zeit dagegen sind dabei. Neitmann sagt, Spuren hätten sie schließlich hinterlassen – auch wenn es verbrannte Erde gewesen sei.

Lange ist in der Kommission darüber diskutiert worden, ob auch lebende Personen in das Lexikon aufgenommen werden. Am Ende hat man sich dafür entschieden, wohl auch, um die Popularität des Buches zu steigern. Und tatsächlich ist seit Erscheinen des Buches zu Jahresbeginn schon rund die Hälfte der ersten Auflage von 2000 Exemplaren verkauft worden.

Folglich ist auch der Kugelstoßer Udo Beyer „drin“ und Loriot, der einer preußischen Offiziersfamilie entstammt und in Brandenburg/Havel geboren ist. Man findet die Hochsprung-Olympiasiegerin Rosemarie Ackermann und die Kanutin Birgit Schmidt. Und auch der langjährige Landesvater Manfred Stolpe darf nicht fehlen. Aber ihm wird auch bescheinigt, dass er mit seinem Plan gescheitert sei, die Arbeitslosigkeit im Land unter 10 Prozent zu drücken.

Brandenburgisches Biographisches Lexikon, Hrsg. von Friedrich Beck und Eckart Henning, Verlag für Berlin und Brandenburg, 450 Seiten, 40 Euro.

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