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Brandenburg: Die Spree gestaut – zum Schutz der Elbe

Hochwasserlage in der Prignitz besonders prekär. Regierung schließt Evakuierungen nicht mehr aus

Bälow/Potsdam - Der Hochwasserscheitel der Elbe hat die Prignitz erreicht. In Wittenberge wurden gestern Nachmittag 7,05 Meter gemessen. Das sind nur etwa 30 Zentimeter weniger als bei der Jahrhundert-Flut von 2002. Die Lage sei ähnlich kritisch wie damals, erklärte Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag. Er leitet den Hochwassereinsatz. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) schließt auch Evakuierungen nicht mehr aus. Sollte es dazu kommen, wären in Mühlberg im Süden des Landes rund 3500 und in der Prignitz rund 7800 Menschen betroffen. „Die Landkreise sind vorbereitet“, sagte Schönbohm. Nach seinen Angaben sind fast 1000 Helfer im Einsatz.

Die größte Gefahr in der Prignitz – wo seit dem Elbehochwasser 70 Prozent der Deiche bereits saniert worden sind – droht nach Angaben von Umweltstaatssekretär Dietmar Schulze am Rühstädter Bogen südlich der Stadt Wittenberge. Dort befindet sich ein Deichabschnitt, an dem die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Solange kein Westwind aufkommt und Wellen verursacht, bleibt die Lage nach Ansicht des Rühstädter Bürgermeisters Jürgen Herper (CDU) aber „kontrollierbar“. Am Donnerstag trafen 150 Bundeswehrsoldaten aus Brandenburg (Havel) ein. Sie sollen nach Angaben des Katastrophenstabs zunächst 300 000 Sandsäcke befüllen und einen Notdeich in Bälow am Rühstädter Bogen errichten. „Wenn wir die Deiche bei Bälow nicht halten sollten, steht das Wasser bis Bad Wilsnack“, sagte Herper. Die Kleinstadt ist zehn Kilometer von der Elbe entfernt.

Damit aus der Havel nicht noch mehr Wasser in die Elbe drückt, wurde an den Berliner Wehren der Zulauf der Spree „teilweise abgeriegelt“, erklärte Staatssekretär Schulze. „Die Berliner brauchen aber keine Angst zu haben, dass sie jetzt ein Hochwasser bekommen.“

Bedroht ist auch die in Sachsen-Anhalt gelegene Stadt Havelberg, die in früheren Jahrhunderten Teil der Mark Brandenburg war. Sie liegt nördlich der Mündung der Havel in die Elbe. Die Landesregierungen stehen in engem Kontakt, da möglicherweise Havelpolder geflutet werden müssen, um den Wasserstand der Elbe zu senken. Da die Havel zurzeit viel mehr Wasser als bei der Flut im Sommer 2002 führt, rechnen Experten nicht mit einer großen Entlastung. Er habe in dieser Angelegenheit mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer telefoniert, so Schönbohm, der in Vertretung des erkrankten Regierungschefs Matthias Platzeck die Landesregierung führt. Befürchtungen der Havelberger, dass Brandenburg die Havelpolder erst zur Rettung der Stadt Wittenberge öffnen könnte, weist die Landesregierung zurück. „Wir haben in Brandenburg die Verantwortung für Havelberg“, sagte Schulze.

An der Oder sollen die Pegel noch bis Samstag weiter steigen. Im südlichen Bereich wurde gestern die Alarmstufe 3 ausgerufen.thm/rus/ddp

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