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Brandenburg: Die Stunde der Pragmatiker

Nach dem Denkzettel für die Spitzenkandidatin folgt die Linke wieder den Vorgaben der Führung

Potsdam – Nach der verpatzten Kür von Fraktionschefin Kerstin Kaiser zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl übt sich Brandenburgs Linke in Schadensbegrenzung. „Die künftige Fraktion wird ein berechenbares, starkes Team“, sagte Kaiser am Sonntag dem Tagesspiegel, nachdem die weitere Aufstellung der Landesliste – die vorderen Plätze sind sichere Landtagsmandate – auf der Landesvertreterversammlung ohne weitere Turbulenzen verlaufen war. Nach dem Eklat vom Vortag, wo die 48-jährige Oppositionsführerin selbst mit 75,7 Prozent gewählt wurde, dem schlechtesten Wahlergebnis für einen Spitzenkandidaten der Linken seit 1990, blieben neue Überraschungen aus. Kaiser selbst sprach von einem „Arbeitsauftrag“, betonte aber zugleich: „Drei Viertel Zustimmung sind drei Viertel Zustimmung, zur Person und zum Kurs.“ Und der ist bei Brandenburgs Linker klar auf ein rot-rotes Regierungsbündnis ausgerichtet, wogegen es von einer Minderheit in der Partei, insbesondere einer inzwischen auch in Brandenburg lauter vernehmbaren Kommunistischen Plattform, Widerstand gibt.

Ungeachtet dessen konnte die Links-Führung bei der Listenaufstellung ihre auf eine regierungsfähige Fraktion ausgerichtete „Kompetenzliste“ weitgehend durchsetzen. Auf die zehn vorderen Plätzen, eine Art Ranking über die Stellung in der Partei, kamen sämtlich Pragmatiker: der Prignitzer Thomas Domres (2), die Agrarexpertin Kornelia Wehlan (3), der bisherige Bürgermeister von Königs Wusterhausen, Stefan Ludwig (4), die Bildungsexpertin Gerrit Große (5), der parlamentarische Geschäftsführer Christian Görke (6), die Landtagsabgeordnete Kerstin Meier (7), der Wirtschaftsexperte Ralf Christophers (8), die Verkehrspolitikerin Anita Tack (9) und der Polizeigewerkschafter Andreas Bernig (10). Allerdings landete Ludwig, der als Minister in einem rot-roten Kabinett gehandelt wird, nicht auf dem vom Landesvorstand vorgeschlagenen prominenten Platz 2, sondern etwas schlechter auf 4.

Auf der Landesliste gab es gegenüber dem Vorschlag der Führung um Landeschef Thomas Nord trotz erheblichen Unmuts nur eine Veränderung: Der junge Hochschulpolitiker Peer Jürgens, seit 2004 im Landtag, sicherte sich mit einer Außenseiterkandidatur einen Listenplatz. Dafür flog der Jugendpolitiker Torsten Krause raus. Im jetzigen Landtag hat die Linksfraktion 29 Abgeordnete.

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