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Brandenburg: Drei neue Kilometer für einen schnellen Schienenverkehr

Von Jörn Hasselmann Der Ring wird geschlossen. Nach 40 Jahren und zehn Monaten Zwangspause können S-Bahn-Züge wieder den kompletten Ring befahren.

Von Jörn Hasselmann

Der Ring wird geschlossen. Nach 40 Jahren und zehn Monaten Zwangspause können S-Bahn-Züge wieder den kompletten Ring befahren. Die letzte Lücke wird am 16. Juni zwischen Gesundbrunnen und Westhafen geschlossen. An diesem Tag wird das Liniensystem stark geändert; zudem wird, wie berichtet, am selben Tag der Nord-Süd-Tunnel wegen Sanierung für vier Monate gesperrt. Fahrgäste müssen umlernen – doch die S-Bahn ist sich sicher, dass sie sich mit den neuen Linien bald anfreunden werden. Denn auf vielen Verbindungen wird die Fahrt durch die drei Kilometer neue Strecke stark beschleunigt. Zwischen Pankow und ICC fährt man künftig statt 39 nur 19 Minuten, zweimal Umsteigen fällt weg. Der 37 Kilometer lange Ring hat 27 Bahnhöfe, 18 davon sind Umsteigebahnhöfe. Zudem steigt die Zahl der angebotenen Züge auch auf anderen Abschnitten des Rings deutlich.

Nur eines wird es nicht mehr geben: Den „Vollring“, den alte Berliner aus der Zeit vor dem Mauerbau noch in guter Erinnerung haben. Züge also, die ständig im Kreis herumfahren. Stattdessen hat sich die S-Bahn ein Liniensystem ausgedacht, das den Fahrgästen einiges Verständnis abverlangt. Künftig werden den Ring tagsüber fünf Linien im Abstand von vier Minuten befahren. Die bisherige S4 wird richtungsbezogen in S41 (im Uhrzeigersinn) und S42 (gegen den Uhrzeiger) unbenannt. Neben der Zielbezeichnung „Ring“ und einem entsprechenden Pfeilsymbol werden an den Bahnsteigen auch die wichtigsten Umsteigebahnhöfe angezeigt. In Gesundbrunnen oder Neukölln verlassen die Züge dann nach jeweils eineinhalb Ring-Runden den Ring und fahren mit anderer Liniennummer nach Nordosten (Buch, Bernau) oder Südosten (Königs Wusterhausen, Grünau oder Spindlersfeld) weiter. Zur besseren Orientierung sollen die Züge vor der Einfahrt in den Ring ihre Beschilderung wechseln und ein Ring-Symbol tragen. Ergänzt wird dieses Angebot aus S41 und S42 auf Teilabschnitten durch weitere Linien, die vom Ring abzweigen. So gibt es die S46 von Königs Wusterhausen nach Gesundbrunnen und die S47 von Spindlersfeld nach Gesundbrunnen. Von Gesundbrunnen über den Ostring nach Zeuthen fährt die S8. In wenigen Tagen soll das kostenlose Fahrplanheft an allen Bahnhöfen ausliegen. Weitere Änderungen gibt es ab 16. Juni durch die gleichzeitige Sperrung des Nord-Süd-Tunnels. Ab 13. Oktober gilt dann ein völlig neuer Fahrplan, dann heißt es erneut Umlernen.

Diese letzte Schließung einer von den Mauerbauern gerissenen Lücke hat gut 45 Millionen Euro gekostet. Bis auf wenige Abschnitte ins Umland (Velten, Teltow, Falkensee) ist am 16. Juni das S-Bahn-Netz wieder komplett, wie es bis zum Mauerbau bestand. Zwischen Gesundbrunnen und Westhafen haben die Ingenieure nicht nur die beiden Streckengleise gebaut, sondern einen kompletten Abzweig mit 850 Meter Tunnel zum künftigen Zentralbahnhof – dem heutigen Lehrter Stadtbahnhof. Diese jetzt schon fertig gestellte Abzweigung S21 wird jedoch frühestens erst 2006 fahren.

Derzeit sind etwa 280 000 Menschen täglich auf dem Ring unterwegs, im Jahr 2010 soll die Zahl auf beachtliche 450 000 steigen. Seit den 90er Jahren wurden etwa 380 000 Millionen Euro in den Ring investiert. 1993 war als erstes Stück der lange Abschnitt Baumschulenweg über Neukölln nach Westend eröffnet worden, er entwickelte sich rasch zum Renner bei den Fahrgästen. Ab 1997 wurde der Ring etappenweise bis Westhafen freigegeben. Zuletzt war im September 2001 das Stück über die ehemalige Grenze Schönhauser Allee-Gesundbrunnen eröffnet worden.

Alle Fahrpläne und Informationen:

www.s-bahn-berlin.de

Telefon 2974 3333

LÜCKENSCHLUSS AM S-BAHN-RING

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