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Eberswalde: Rocker nach Schüssen in Haft

Ein 23-Jähriger soll Silvester auf einen Rivalen gezielt haben - nun griffen 100 Polizisten zu und durchsuchten neun Objekte. Vier Tatverdächtige wurden verhaftet.

Eberswalde/Berlin – Vor einer Schießerei auf offener Straße schrecken sie nicht zurück, und sie handeln in großem Stil mit Drogen. Seit Dienstag sitzen nun vier Männer aus dem Rockermilieu in Eberswalde in Untersuchungshaft.

Die Ermittlungen drehen sich um einen 23-jährigen Anwärter des Motorradclubs „Hells Angels“. Er soll Silvester auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Eberswalde nachmittags kurz nach Geschäftsschluss auf ein Mitglied des Clubs „Bandidos“ geschossen, diesen aber nicht verletzt haben. Gegen ihn wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Zwar ging es nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) diesmal nicht um die üblichen Rivalitäten zwischen den verfeindeten Gruppierungen, sondern „um Lokalkolorit“, doch selbst das ist derzeit hochriskant. Die Polizei in der Hauptstadtregion ist jedenfalls auf der Hut, seit Anfang Oktober in Duisburg eine tödliche Fehde zweier Mitglieder der beiden Clubs um eine Frau die Lage im Ruhrgebiet eskalieren ließ.

Im Visier haben die Ermittler die insgesamt fünf Männer im Alter von 22 bis 31 Jahren schon länger, am Sonntag dann schlug das LKA zu: Rund 100 Einsatzkräfte durchsuchten neun Objekte im Raum Eberswalde, dort fanden sie 15 Axtstiele, Schreckschusspistolen, Totschläger und Drogen. Gegen vier Verdächtige wurde Haftbefehl erlassen, neben der versuchten Tötung des Rivalen geht es um räuberische Erpressung. Konkret sollen sie in mindestens zwei Fällen Schutzgeld erpresst und die Opfer dabei „körperlich misshandelt“ haben, hieß es. Zudem geht es um den Handel mit Drogen wie Amphetaminen und Cannabis.

Pikant an dem Fall ist noch etwas: Der Schütze aus Eberswalde macht bei den „Nomads“ mit, dem „schlagenden Arm“ der „Hells Angels“, die sich in der Region schon brutale Auseinandersetzungen mit den „Bandidos“ geliefert haben. Meist geht es um die Vorherrschaft bei Drogen- und Waffengeschäften, aber auch um Einflussgebiete im Sicherheitsgewerbe.

Aus Eberswalde kommt aber auch ein anderes „Nomads“-Mitglied, ein 30-Jähriger, der als Hauptverdächtiger in einem Mordfall gilt. Im August war Michael B. auf offener Straße in Wartenberg im Nordosten Berlins erschossen worden, ihm soll der Wechsel von den „Hells Angels“ zu den „Bandidos“ zum Verhängnis geworden sein. Allerdings ist die Polizei in diesem Fall noch nicht weiter, wie ein Sprecher sagte. Gerichtsfest nachgewiesen werden kann dem Rocker aus Eberswalde die Tat noch nicht. Der Mann ist immer noch untergetaucht und wird von der Polizei gesucht.

Auch die Ermittlungen um den Überfall von Berliner Bandidos-Rockern auf die Führungsriege der „Nomads“ in Finowfurt bei Eberswalde Mitte Juni 2009 laufen noch. Sieben Mitglieder des „Bandidos MC Centro“ sollen ihre Rivalen auf der B 167 ausgebremst und dann mit Macheten, Messern und Baseballschlägern angegriffen und teils lebensgefährlich verletzt haben. Einem steckte die abgebrochene Messerklinge im Rücken, ein anderer entging nach einem Beilhieb auf das Bein nur knapp der Amputation.

Jedenfalls sind die Rockerclubs in Brandenburg unter Druck. Es gab ein Verbot gegen eine Untergruppe der „Bandidos“ im Landkreis Barnim und mehrere Razzien. Auch die Justiz hat aufgerüstet, bei den vier Staatsanwaltschaften in Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Neuruppin sitzen nun eigens in Sachen Rockerkriminalität geschulte Beamte. Alexander Fröhlich

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