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Brandenburg: Ein Dorf kämpft um seine Schlaglochpiste

Von Claus-Dieter Steyer Pinnow. Gewöhnlich sehnen Anwohner das Ende einer Buckelpiste mit Schlaglöchern und viel Staub vor ihrer Haustür mit Ungeduld herbei.

Von Claus-Dieter Steyer

Pinnow. Gewöhnlich sehnen Anwohner das Ende einer Buckelpiste mit Schlaglöchern und viel Staub vor ihrer Haustür mit Ungeduld herbei. Ein glattes und breites Asphaltband erscheint da wie ein Segen. Doch aus einer ziemlich dünn besiedelten Gegend in der Uckermark bei Prenzlau dringen in diesen Tagen ganz andere Töne an die Öffentlichkeit. Eine Bürgerinitiative will die in Kürze anrollenden Bagger, Planierraupen und Asphaltkocher aufhalten. Ihre Sorge gilt dem Charme der kleinen Dörfer mit schmalen Wegen und Kopfsteinpflaster.

„Wer hier herkommt, will die Seen, die weite Landschaft und die fast verschlafen wirkenden Orte genießen“, sagt Barbara Bock aus dem gerade 50 Einwohner zählendem Pinnow. „Eine breite Straße, die gewiss starken Verkehr anlockt, wäre das Ende dieser Idylle.“ Gerade für Ausflügler und Urlauber würde die Gegend dann ihren Reiz verlieren. Doch außer Tourismus passiert hier ohnehin nichts, findet Barbara Bock, die aus Berlin stammt und dort auch arbeitet. Mehr als 70 Unterschriften hat sie gegen die Baupläne gesammelt. Da seien auch viele Berliner dabei, die sich in den Dörfern einen Bauernhof oder ein Gutshaus gekauft hätten. „Aber auch Gastwirte, Reitervereine, Tourismusanbieter und Einheimische“, sagt Barbara Bock.

Das zuständige Straßen- und Tiefbauamt der Kreisverwaltung Uckermark versteht die Aufregung nicht. Nach langem Kampf stünden nun endlich die Mittel aus einem EU-Fördertopf für die 17 Kilometer lange Kreisstraße zwischen Blankenburg, Seehausen, Potzlow, Pinnow und Buchholz bereit, heißt es da. Und die meisten Anwohner und die Gemeindevertretungen seien auch dafür. Die von der Bürgerinitiative gewünschte Straßenbreite 4,50 Meter sei nicht möglich. Eine Kreisstraße müsse 5,50 Meter, in den Ortslagen sogar sechs Meter breit sein.

Barbara Bock und ihre Mitstreiter fürchten Raser, Krach und eine Zerstörung des zumindest für den Betrachter von außen gemütlichen Bildes. Wenigstens in den Dörfern wollen sie deshalb das alte Pflaster erhalten. Tempo 30 dürfe nicht überschritten werden. Das sollten Hindernisse garantieren.

Mit ihren Einwänden wollen die Neu-Uckermärker und engagierten Alteingesessenen nicht zuletzt eine Wiederholung der Fehler aus den Jahren kurz nach der Wende verhindern. In der damaligen Euphorie verschwanden Jahrhunderte lang das Bild prägende Pflasterstraßen fast über Nacht. Vor allem Firmen aus den Niederlanden schickten Lastzüge in die einsamen Orte. Die nahmen die Steine auf, um sie in der Heimat abzuladen. Hier wurden damit mittelalterliche Marktplätze und enge Gassen wieder in den originalen Zustand versetzt. Die Uckermärker wunderten sich damals über die so großzügigen Niederländer. „Sie reißen das alte Pflaster raus und verlangen keinen Pfennig dafür“, freute man sich. Zurück blieben Sandwege, die irgendwann mit einer Teerschicht überzogen wurden.

Eine ähnliche Entwicklung will die Bürgerinitiative rund um Pinnow verhindern. „Es soll alles möglichst ein bisschen kleiner und beschaulicher werden“, meint Barbara Bock. Ganz aussichtslos scheint das nicht zu sein, findet sie – und verweist auf die Erfolge der Alleen-Freunde, deren Proteste mächtiger waren als die Straßenplaner mit ihren Abholzplänen.

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