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Brandenburg: Ein Kaiserthron vorm Neuen Palais Am Sonntag eröffnet eine Ausstellung über das Schloss Wilhelms II. in Posen

Potsdam/Posen. Das hat es in der langen Geschichte des Parks Sanssouci noch nicht gegeben: Erstmals muss ein einziger Stuhl Tag und Nacht bewacht werden.

Potsdam/Posen. Das hat es in der langen Geschichte des Parks Sanssouci noch nicht gegeben: Erstmals muss ein einziger Stuhl Tag und Nacht bewacht werden. Natürlich handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Sitzgelegenheit, sondern um einen vier Tonnen schweren Kaiserthron. Das fast zwei Meter hohe und rund zweieinhalb Meter breite Exemplar aus Marmor steht als Blickfang vor dem Neuen Palais und muss vor Graffiti-Schmierern geschützt werden. Es ist Teil einer Ausstellung über das heute weitgehend unbekannte Kaiserschloss in Posen (Poznan). Die Schau wird am morgigen Sonntag eröffnet.

Wilhelm II. hatte den Thron für das 1905 bis 1910 errichtete Schloss in Auftrag gegeben. „Er sollte wie das ganze mächtige Gebäude die kaiserlichen Herrschaftsansprüche und die Kraft des Deutschtums im Osten symbolisieren“, sagt die Ausstellungsmacherin Evelyn Zimmermann. Architekt Franz Schwechten, der auch die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und den Anhalter Bahnhof in Berlin entworfen hat, gestaltete den Bau im Stil einer romanischen Kaiserpfalz – mitten in Posen und direkt an der mehrspurigen Hauptstraße zur Altstadt.

In der Ausstellung – einem Gemeinschaftsprojekt der Schlösserstiftung und des Kulturzentrums Zamek, von dem das Kaiserschloss heute betrieben wird – wird die Geschichte des Schlosses mit rund 100 Fotografien, Plänen, Möbelstücken und Skulpturen dokumentiert. Nach der Abdankung Wilhelms 1918 – der das Schloss mit seinen 600 Sälen und Zimmern nur selten genutzt hatte – wurde es von der polnischen Regierung als Repräsentationsort und Heimstatt der 1919 gegründeten Universität Poznan erklärt. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1939 ordnete Hitler den Umbau zur „Führer- und Gauleiterresidenz“ an. Anstelle der kaiserlichen Kapelle entstand ein „Führerarbeitszimmer“ mit „Führerbalkon“. Ob der Diktator selbst das Schloss je besucht hat, ist jedoch ungewiss. In den Archiven gibt es keine Aufzeichnungen.

Nach Kriegsende beschloss die Stadtverwaltung zuerst, das Schloss solle mit den „Händen deutscher Kriegsgefangener“ abgetragen werden. Doch es fehlte in der stark zerstörten Stadt an Räumen, so dass hier ab 1947 Behörden und später wieder die Universität einzog. Heute nutzt vor allem das Kulturzentrum Zamek die Räume mit Kino- und Theatersälen, Ateliers, Ausstellungsflächen und gastronomischen Angeboten. Im ehemaligen „Führerarbeitszimmer“ arbeitet die Firma „Computerland“. Die Ausstellung soll der Beginn einer langfristigen Kooperation zwischen der Schlösserstiftung und dem Kulturzentrum sein.

„Kaiserschloss Posen – Von der Zwingburg im Osten zum Kulturzentrum Zamek“, Neues Palais, ab Sonntag bis 12. Oktober. Täglich außer freitags von 10 bis 17 Uhr. Eintritt 3 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Von November bis Januar wird die Ausstellung in Poznan gezeigt.

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