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Brandenburg: Ein Land ohne Kinder – 40 Prozent weniger als 1991

Bericht dokumentiert die dramatischen Folgen von Abwanderung und Geburtenrückgang. Zahl der Familien ist um 100 000 zurückgegangen.

Brandenburg soll nach dem Willen von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) eins der kinder- und familienfreundlichsten Länder der Bundesrepublik werden. Wie nötig das ist, zeigt ein neuer Bericht des Statistischen Landesbetriebes zur Situation von Kindern im Land. Danach nimmt die Zahl der Kinder und Familien in Brandenburg dramatisch ab – eine Folge der Abwanderung und der Geburtenrückgänge seit 1990. In Brandenburg leben nur noch 223 000 Familien mit Kindern – fast 100 000 weniger als 1991. Noch deutlicher fällt der Rückgang aus, wenn man die Zahl der Kinder selbst betrachtet, zu denen die Statistik die unter 15-Jährigen zählt: Heute gibt es – im Vergleich zu 1991 – etwa 200 000 Kinder weniger. Das ist ein Minus von 42,3 Prozent. Unter den 2,57 Millionen Brandenburgern sind 297 000 Kinder, das sind lediglich 12 Prozent – der Bundesdurchschnitt liegt bei 15 Prozent. Zum Vergleich: 1964 lebten in Brandenburg noch 666 800 Kinder, die ein Viertel der Bevölkerung ausmachten.

Zwar gibt es inzwischen eine leichte Entspannung bei den Geburtenzahlen, betonte Arend Steenken, Präsident des Landesbetriebes für Datenverarbeitung und Statistik: „Es scheint so, dass zumindest die Talsohle durchschritten ist.“ Doch die Folgen der Rückgänge sind nicht mehr umkehrbar. „Der Altersaufbau der Bevölkerung des Landes Brandenburg deformiert sich immer mehr und entfernt sich weiter von der Pyramidenform und nimmt die Form einer Kiefer an“, so der Kinder-Bericht. Nach der Bevölkerungsprognose wird Brandenburg im Jahr 2020 noch 2,4 Millionen Einwohner haben – 163 000 weniger als jetzt. Und der Trend wirkt regional sehr unterschiedlich: Während im Berliner Umland die Zahl der Kinder bis 2020 nur um 2 Prozent zurückgehen wird, sinkt die Zahl der Kinder in den Randregionen noch einmal um 14,7 Prozent.

Auch die soziale Lage vieler Familien ist alles andere als rosig. Laut dem Bericht sind Haushalte mit Kindern „besonders häufig“ auf Sozialhilfe angewiesen. Das sind derzeit 14 629 Familien – drei Viertel mehr als 1994. Etwa 9 Prozent aller Familien mit Kindern müssen monatlich mit weniger als 900 Euro Netto auskommen. Erfreulich, 1997 waren es noch 11 Prozent. Die meisten Familien mit Kindern – rund 26 Prozent – haben monatlich ein Netto-Einkommen zwischen 2000 und 2600 Euro. Und Kinder werden teurer: So haben sich viele Kosten – ob für die Schüler-Monatskarte, für die Kindertagesstätten, selbst für Kinobesuche oder den Eintritt in Hallenbäder – in den letzten Jahren deutlich erhöht.

In der Kita-Betreuung hingegen nimmt Brandenburg bekanntlich einen Spitzenplatz ein. Zwar hatte die Große Koalition den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für nicht erwerbstätige Eltern gegen heftige Widerstände eingeschränkt. In der Praxis blieb dies jedoch offenbar ohne Wirkung. Nach dem Kinder-Bericht ist die Zahl der Kita-Kinder sogar gestiegen.

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