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Brandenburg: Eine Frau bewegt die CDU

Justizministerin Barbara Richstein will Partei-Vize werden

Potsdam. Immer wenn es um Personalien geht, brechen in der märkischen Union Querelen aus. So auch jetzt, vor dem Wahlparteitag am 24. Mai. Zwar hat Landeschef Jörg Schönbohm nichts zu befürchten. Es gibt keinen Gegenkandidaten, seine Wiederwahl ist so sicher wie das Amen in der Kirche, auch wenn er selbst einen kleinen Denkzettel nicht ausschließen will: „Ich bin dem einen oder anderen auf die Füße getreten.“ Deshalb könnten es, orakelt Schönbohm, diesmal statt über 80 nur 75 Prozent werden.

Doch um die vier Stellvertreter-Posten gibt es ein heftiges Gerangel: Der Grund ist, dass die frische Justizministerin Barbara Richstein kandidieren will. Würde sie gewählt, müsste einer der bisherigen Stellvertreter, die alle wieder antreten wollen, seinen Hut nehmen. „Ein ganz normaler Vorgang“, kommentiert Schönbohm, „wir sind schließlich keine Kaderpartei.“ Doch gibt es viele, die das anders sehen. Nicht nur die „Wackelkandidaten“ unter den bisherigen Stellvertretern, sondern auch die hinter ihnen stehenden Kreisverbände. Es geht um Macht und Einfluss, auch um gute Ausgangspositionen für die Zeit nach Schönbohm.

Mancher Christdemokrat meint, dass der 65-jährige Parteichef mit Richstein (37) neben Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (46) einen weiteren Kandidaten für seine Nachfolge aufbauen will. Schönbohm macht keinen Hehl daraus, dass er die Kandidatur Richsteins, die er 1999 als „Quereinsteigerin“ in den Landtag holte, als „Signal für die Erneuerung der Parteispitze“ unterstützt. Die liberale Politikerin würde sich im engeren Vorstand sehr gut mit dem als Hardliner geltenden Sven Petke (35) ergänzen: Sie stehe „mehr für law“, er „mehr für order“. Ein weiteres Argument: Wenn die CDU stärkste Kraft werden wolle, müssten an ihrer Spitze Personen stehen, „die im Lande wahrgenommen“ werden.

Bei Petke ist das der Fall, zunehmend auch bei Partei-Vize Ulrich Junghanns. Von den anderen beiden Stellvertretern, dem Landesgruppenleiter im Bundestag und Kreischef von Elbe-Elster Michael Stübgen (43), sowie der Bundestagsabgeordneten Andrea Voßhoff (44) ist hingegen nichts zu vernehmen. Dass Petke und Junghanns als Vize-Parteichefs wiedergewählt werden, gilt in der CDU als sicher. Würde Richstein gewählt, müssten also entweder Stübgen oder Voßhoff ihren Platz räumen.

Was die Sache kompliziert macht, sind regionale Befindlichkeiten: Stübgen repräsentiert die Südbrandenburger CDU, die um ihren Einfluss fürchtet, obwohl er als Landesgruppenchef im Bundestag qua Amt im geschäftsführenden Vorstand vertreten wäre. Voßhoff ist die Favoritin des Kreischefs von Havelland, Dieter Dombrowski und anderer Strippenzieher. Für Schönbohm ist klar, dass die notwendige Erneuerung nicht am Regionalprinzip scheitern darf.

Michael Mara

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