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Brandenburg: Eine Stele zur Erinnerung an die Opfer des Tsunami

Hinterbliebene wollen der 47 Toten aus Berlin und Brandenburg gedenken Aber die Polizei weigert sich, Kontakt zu anderen Angehörigen zu ermöglichen

In Berlin soll mit einer Gedenkstele an die 47 Menschen aus Berlin und Brandenburg erinnert werden, die beim Tsunami in Südasien getötet wurden. Eine entsprechende Initiative haben Hinterbliebene der Gruppe „Hoffen bis zuletzt“ mit Berlins Katastrophen-Seelsorger Jörg Kluge und dem Roten Kreuz gestartet. Die evangelische Kirchengemeinde Alt-Tempelhof stellt einen unentgeltlichen Platz auf ihrem Friedhof zur Verfügung. Auf der Stele aus Sandstein können die Namen jener Toten eingraviert werden, deren Mütter, Väter oder Kinder das wünschen.

Die Stele soll am 26. Dezember, dem ersten Jahrestag der Katastrophe, aufgestellt werden. Gesucht werden Spenden, da sich etliche Hinterbliebene in finanzieller Not befinden. Die Initiative klagt allerdings über Widerstände: Desinteresse, Bürokratie und fehlendes Feingefühl bei Ämtern und Behörden. Von den Versprechen, die den Angehörigen einst von Bundespräsident und Kanzler gemacht wurden, sei kaum etwas eingelöst worden.

Anke George, die zu den Initiatoren der Gedenkstele gehört, zuckt heute noch bei Lärm zusammen: Die 47-jährige Treptowerin konnte sich damals in Thailand auf ein Dach retten und sah mit an, wie ihr Mann zerschmettert wurde. Kristina Lamp-Storch, 57, verlor ihre 37-jährige Tochter Ina und ihren Schwiegersohn auf deren Hochzeitsreise; sie musste später Rasierer und getragene Wäsche für die DNA-Identifikation der Leichen heraussuchen. „Die Kripo-Fachleute haben alles genau erklärt, das hilft einem“, sagt die Charlottenburgerin heute. Von der Berliner Polizei sind die Frauen hingegen enttäuscht: Sie habe der Initiative nicht dabei geholfen, andere Angehörige über die Stele zu informieren. Bislang kenne man nur die Daten von zwölf Opfern – insgesamt starben 37 Berliner und zehn Brandenburger.

Berlins Polizei hat die Anschriften, beruft sich aber auf den Datenschutz. Das Weiterleiten des Anschreibens der Initiative sei nicht möglich, heißt es. Jörg Kluge zufolge haben das Polizeien in anderen Bundesländern bei ähnlichen Projekten ohne Einwände getan. In Berlin dagegen habe die Gruppe zu hören bekommen, man könne sich das Porto nicht leisten und dass dann ja jemand die Akten wälzen müsse. Berlins Innenverwaltung kündigte auf Nachfrage an, die Initiative zu unterstützen. Man habe die Briefe auch zum Schutz der Personen nicht weiterleiten wollen. „Die meisten Tsunami-Geschädigten wünschen sich aber regelrecht, angesprochen zu werden“, sagt Pfarrer Kluge. Die Betroffenen litten eher darunter, dass sich inzwischen „keiner mehr für ihr Schicksal interessiert“.

Anke George sagt, Hinterbliebene hätten gelernt, einiges zu verkraften. Etwa, dass sie nach der Identifikation eine Toten sofort aufgefordert worden seien, Kindergeld zurückzuzahlen. Oder die 19.07 Euro Soforthilfe des Bundes. Unter dem Schreiben steht: „Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gesundes neues Jahr“.

Spendenkonto: Ev. Kirchengemeinde Alt-Tempelhof, Postbank, „Hoffen bis zuletzt“, Kt.-Nr. 102602-105, Blz. 100 100 10. Jörg Kluge: Tel. 751 07 04; post@jkluge.de Tsunami-Forum: www.radarheinrich.de

Annette Kögel

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