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© dpa

Eisenbahnromantik-Hotels: Lokruf der Schiene

Thomas Becken machte der Bahn AG einst mit einer Privatbahn Konkurrenz. Heute betreibt er in der Prignitz und in Mecklenburg Hotels für Eisenbahn-Romantiker

Putlitz - Seine Häuser heißen V 100, BR 50 oder V 180. Viele wird das irritieren, Kennern aber sind die Namen ein Begriff. Auf diese Klientel hat es Thomas Becken abgesehen. Der 42-Jährige hat die Prignitzer Eisenbahn (PEG) und die Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) gegründet und war bis zum Sommer im Vorstand des Verkehrskonzerns Arriva. Jetzt betreibt er in der Prignitz und kurz hinter der Landesgrenze in Mecklenburg-Vorpommern eine Kette von Schienenromantik-Hotels.

Nach dem im August am Plauer See eröffneten V 100 – vor dem Hotel steht eine Diesellok dieser Baureihe – machte Becken Anfang Dezember im Prignitzer Meyenburg mit dem BR 50 das zweite Hotel in einem alten Bahngebäude, direkt neben Gleisanlagen auf. Benannt ist es nach der Dampflokbaureihe 50. Drinnen ist alles auf Bahn getrimmt, das Restaurant ist wie ein Speisewagen gestaltet, die Flure erinnern an Bahnsteige, die Zimmer mit Blick auf die Lok sind die Abteile. Im nächsten Jahr kommt in Ganzlin in einem Bahn-Wasserturm die Ferienwohnung V180 hinzu. Ein-Euro-Jobber vom Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein restaurieren bereits die passende Schnellzuglok.

Becken sitzt im oberen Stock des alten Bahnhofs in der Prignitzer Kleinstadt Putlitz, von seinem Büro blickt er auf einen alten Lokschuppen. Am Bahnsteig hält ein Doppelstockwagen, der in der Woche mehrmals täglich nach Pritzwalk fährt. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hat die Strecke 2006 abbestellt, nun hält der Verein die Verbindung. Becken ist dort so etwas wie der Strippenzieher. Er glaubt fest an den Erfolg seines Projekts. „Es gibt so viele Liebhaber von Eisenbahnen. Das ist genau das, was sie wollen.“ Der Lokschuppen in Putlitz soll Museumswerkstatt werden, auch Erlebnisfahrten sind geplant.

Von Putlitz aus startete Becken seine Karriere mit einem West-Schienenbus aus den fünfziger Jahren. Becken ließ ihn aufmöbeln, gründete 1996 mit der Prignitzer Eisenbahn das erste private Bahnunternehmen im Osten. Der Schienenbus fuhr zwischen Pritzwalk und Putlitz. Schnell kamen neue Strecken in Nord-Brandenburg und MecklenburgVorpommern hinzu. Oft waren es Linien, die die Deutsche Bahn abgeschrieben hatte, Lokführer Becken aber erfolgreich bewirtschaftete. Schnell expandierte das Unternehmen, übernahm auch Güterverkehr, gründete mit der Hamburger Hochbahn die Ostdeutsche Eisenbahn.

2004 verkaufte er an den britischen Verkehrskonzern Arriva. Fast 500 Mitarbeiter hatte die Privatbahn zu dieser Zeit. Der gelernte Lokschlosser und frühere Lokführer wurde Vorstand der PE Arriva AG. Statt in Putlitz saß er in Hamburg oder Berlin am Schreibtisch. Im Sommer die Überraschung: Der Konzern meldete, dass Becken als Vorstand und Geschäftsführer abtritt. „Ein Großkonzern ist nicht mein Ding, damit kann ich mich nicht identifizieren“, sagt er heute. Nun also Eisenbahn-Romantik, reines Tourismusgeschäft, denn bis Jahresende läuft der Ausschlussvertrag mit Arriva.

Ein Grund für Beckens Abschied vom Konzern waren auch die Mitarbeiter in seiner Prignitzer Heimat, er selbst hatte sie eingestellt. Einige wurden inzwischen entlassen, die Stimmung ist dahin. Es war Beckens Erfolgsgeheimnis: Die Leute haben sich mit ihrem Unternehmen identifiziert, sich für die Firma eingesetzt. „Meine Stärke ist, mit Leuten umzugehen und sie zusammenzuhalten.“ Jetzt nach dem Neustart sagt er: „Ich kann mich noch im Spiegel ansehen und trotzdem gut leben.“

Kontakt und Buchungen unter www.eisenbahnromantikhotels.de oder Telefon 038735 / 45737

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