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Windräder

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Energie: Brandenburg plant mehr Windräder

Im Jahr 2020 sollen die Windanlagen fünfmal mehr Strom liefern als gegenwärtig. Die Hauptenergiequelle bleibt aber die Braunkohle. Auch dadurch fällt die Senkung des CO2-Ausstoßes relativ gering aus.

Die brandenburgische Landesregierung setzt langfristig auf die Abbaggerung der Lausitzer Braunkohle und auf einen massiven Ausbau der Windkraft. Das geht aus dem internen Entwurf der neuen „Energiestrategie 2020“ hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Nach der 55-Seiten-Kabinettsvorlage, die das Wirtschaftsministerium nach mehrfachen Verzögerungen fertiggestellt hat und die derzeit in der Regierung abgestimmt wird, will sich Brandenburg nicht nur mit Energie aus heimischen Quellen selbst versorgen, sondern sich auch als Exportland von Strom und innovativen Klimaschutztechnologien profilieren.

Dafür soll bis 2020 dreimal so viel erneuerbare Energie gewonnen wie heute. Das Land gilt auf diesem Feld zwar schon jetzt als Vorreiter in Deutschland. Doch soll der Anteil an der heimischen Energieproduktion von bisher rund sieben Prozent des Primärenergieverbrauchs auf 20 Prozent steigen, wie bereits Ende 2007 festgelegt wurde.

Nun stellt die Regierung auch erstmals dar, wie das erreicht werden soll. Laut Wirtschafts- und Umweltministerium soll dabei die Windkraft zum wichtigsten alternativen Energieträger werden: Wurde 2004 aus Windrädern eine Leistung von 11,10 Petajoule (11,1 Billiarden Joule) im Jahr gewonnen, sind für 2020 fünfmal so viel veranschlagt: 54,50 Petajoule. Möglich wäre das aber nur durch neue Windparks, die umstritten sind. So warnte Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) vor kurzem, dass es dafür in der Bevölkerung keine Akzeptanz mehr gebe. Doch hat Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bereits klargestellt, dass ohne „mehr Windkraft“ Brandenburg seine Klimaschutz- und Energieziele nicht erreichen kann.

Auf Platz 2 der erneuerbaren Energien in Brandenburg soll 2020 mit 33,50 Petajoule die Biomasse stehen, die 2004 mit 25,60 Petajoule noch an erster Stelle stand. Andere erneuerbare Energien wiederum werden laut Entwurf auch künftig nur begrenzt Strom oder Wärme liefern können. Für Solarkraftwerke sieht die Strategie trotz des gegenwärtigen Booms im Land für 2020 ein Potenzial von 12,5 Petajoule (2004 waren es nur 0,06 Petajoule). Das wird weniger sein, als „sonstige Energieträger“ wie Deponiegase, Wärmepumpen und Geothermie beisteuern sollen (19,3 Petajoule).

Doch alle erneuerbaren Energiequellen werden zusammen mit 20 Prozent nur einen kleineren Teil der Energieproduktion des Landes ausmachen: Hauptenergieträger soll laut der Vorlage die Lausitzer Braunkohle bleiben. „Zur Stabilität der Energieversorgung wird Brandenburg seine Grundlaststromerzeugung aus Braunkohle am gesamtdeutschen Energiemix beibehalten“, heißt es. Als Bedingung wird genannt, dass die als „Klimakiller“ geltenden Lausitzer Kraftwerke durch „weitgehend CO2-freie“ Nachfolgekraftwerke abgelöst werden – Jänschwalde von 2020 bis 2030, Schwarze Pumpe indes erst ab 2040. Allein in Jänschwalde würden dann jährlich 20 bis 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger in die Atmosphäre entlassen – das ist ein Drittel der heutigen Emissionen Brandenburgs.

Doch anders als von Klimaforschern und Umweltverbänden gefordert, enthält die Energiestrategie kein Alternativszenario für den Fall, dass die Technologie zur CO2-Deponierung in unterirdischen Endlagerstätten nicht großtechnisch zum Einsatz kommen kann. Und die Regierung kommt auch um die Tatsache nicht herum, dass es diese Speichertechnologie trotz intensiver Forschungen nicht vor dem Jahr 2020 geben wird.

Die Folge ist, dass die klimaschädlichen CO2-Emissionen im Kern-Zeitraum der Strategie nur leicht abgesenkt werden können. Wurden in Brandenburg im Jahr 1990 noch rund 91 Millionen Tonnen CO2 emittiert, waren es 1992 infolge des Zusammenbruchs früherer DDR-Industrien nur noch 65 Millionen Tonnen. Und zwölf Jahre später, im Jahr 2004, waren es immer noch rund 63,2 Millionen Tonnen. Ziel laut „Energiestrategie 2020“ ist es nun, bis 2010 eine leichte Reduzierung auf 62,2 Millionen Tonnen, bis 2020 auf 54,6 Millionen Tonnen zu erreichen – durch Aktivitäten im Verkehr, beim Bau von Gebäuden, in der Wirtschaft.

Berlin hat es da beim Klimaschutz auch in anderer Hinsicht leichter: Allein infolge der Inbetriebnahme des BBI-Flughafens in Schönefeld und des wachsenden Luftverkehrs werde auf das Land Brandenburg rechnerisch „ein deutlich höherer Treibstoffverbrauch“ fallen, und zwar im Jahr 2020 „mehr als das Sechsfache gegenüber 2004“, heißt es in dem Papier. „Die dadurch in Brandenburg entstehenden zusätzlichen CO2-Emissionen führen in der CO2-Bilanz des Landes Berlin zu entsprechenden Reduktionen.“

Die neue Energiestrategie für das Land, mit der das Parlament die Regierung bereits im Mai 2006 beauftragt hat, gilt als überfällig. Doch da unter anderem die Staatskanzlei noch auf Nachbesserungen drängt, soll die Vorlage erst in einigen Wochen auf die Tagesordnung des Kabinetts kommen.

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