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Energie: Gasprom plant gigantischen Erdgasspeicher

Der russische Energieriese Gasprom will nordöstlich von Wittstock den größten Erdgasspeicher in der EU bauen. Mit einer Kapazität von bis zu zehn Milliarden Kubikmetern Gas könnte hier ein Zehntel des deutschen Jahresverbrauchs gelagert werden.

Wittstock -  In Kürze sollen die ersten Bohrungen starten, um die geologische Eignung der porösen Sandsteinschicht in 1250 bis 1500 Meter Tiefe und mit einer Ausdehnung von 160 Quadratkilometern zu testen. Bei Gasprom läuft das Projekt unter dem Arbeitstitel „Schweinrich“. Es steht aber noch nicht fest, wo die Verdichterstation für das Einpressen und die Entnahme des Gases gebaut wird. In der Nähe von Schweinrich beginnt auch das Gebiet des Bombodroms – des von der Luftwaffe geplanten Bombenabwurfplatzes. Ein Risiko sieht das Unternehmen darin aber nicht. Das Gas liege viel zu tief, auch bei einem möglichen Flugzeugabsturz bestehe keine Gefahr. „Und die Verdichterstation wird mit entsprechender Bebauung geschützt“, sagte der Direktor von Gasprom Germania, Andreas Hieckmann, am Mittwoch in Sewekow.

„Unsere Pläne stehen in Zusammenhang mit der Ostseepipeline, durch die ab 2011 Gas aus Russland direkt nach Westeuropa gelangen soll“, sagte Hieckmann. „Wir brauchen große Speicherkapazitäten, schon allein um die jahreszeitlichen Schwankungen im Verbrauch auszugleichen.“ So sei der tägliche Gasabsatz während der zurückliegenden Frostperiode etwa 25-mal höher als an einem normalen Sommertag gewesen. Die Ostseepipeline soll Gasprom einer- und Europa andererseits unabhängiger machen von Konflikten zwischen Russland und der Ukraine. Das Unternehmen prüft außerdem einen zweiten Standort unter Hinrichshagen, 70 Kilometer nördlich von Schweinrich. Dort wäre nach jetzigen Erkenntnissen ebenfalls Platz für bis zu zehn Milliarden Kubikmeter Gas.

Bei seinen Bohrungen stützt sich Gasprom auf Unterlagen aus DDR-Zeiten. Auf der Suche nach Bodenschätzen stießen Geologen damals bei Wittstock auf ähnliche Sandsteinformationen wie im Berliner Grunewald, wo die Gasag in 800 Meter Tiefe 300 Millionen Kubikmeter Gas lagert. „Wir pressen mit dem Gas das in den Sandsteinporen enthaltene Wasser heraus, das dann im Untergrund verschwindet“, erklärte Hieckmann. „Sie müssen sich den Sandstein wie einen Schwamm vorstellen.“

Erkundung und Inbetriebnahme des Speichers würden rund 500 Millionen Euro kosten. Nur beim Bau der Pump station und der Zuleitung von der Ostsee pipeline könnten regionale Baufirmen profitieren. In Deutschland gibt es derzeit 40 Erdgasspeicher mit einer Kapazität von knapp 20 Milliarden Kubikmetern.

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