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Energieversorgung: Eine Menge Holz

Nach der Entscheidung Vattenfalls, Berlin mit Energie aus Gas und Biomasse zu versorgen, beginnt das große Rätselraten: Woher sollen die jährlich benötigten 400 000 Tonnen Biomasse kommen?

Berlin/Welzow - Vattenfall will Holz aus einem Umkreis von 200 bis 250 Kilometern heranschaffen. „So viel können wir nicht liefern“, sagt Thilo Noack, Marketingchef im Landesbetrieb Forst. Vorrang habe die Verarbeitung des Holzes vor allem für die Bau- und Möbelbranche. Ähnlich sieht es auch in Mecklenburg-Vorpommern aus. Unweit der Landesgrenze beginnt der Müritz-Nationalpark, wo kein Holzeinschlag möglich ist. Als Alternative blieben die waldreichen Gebiete Westpolens oder Plantagen.

Die Umweltverbände betrachten die in der vergangenen Woche verkündete Entscheidung von Vattenfall, statt des ursprünglich in Lichtenberg geplanten Steinkohlekraftwerks nun auf Biomasse und Gas zu setzen, auch als ihren Erfolg. „Wir wollten unter allen Umständen ein Kohlekraftwerk verhindern“, sagte der Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Olaf Brandt. Das Hauptaugenmerk in der Energiepolitik müsse in einer größeren Effizienz der Anlagen, in der Energieeinsparung und in der verstärkten Nutzung von Wind- und Sonnenenergie liegen. „Biomasse könnte eine gute Alternative sein“, sagte der BUND-Chef. „Wir haben gerade eine Studie dafür in Auftrag gegeben.“ Allerdings werde das Holz mit Lastwagen aus den Wäldern geholt.

Derzeit wächst auf einem Versuchsfeld in der Lausitz ein „Energiewald“. Er entstand auf einer rekultivierten Fläche des Tagebaus Welzow-Süd und soll möglichst viel Holz für das nahe Biomasse- Heizkraftwerk liefern. Auf einer 170 Hektar großen Fläche wachsen hier Robinien und Pappel. Das „größte deutsche Naturlabor für schnell wachsende Rohstoffe“, wie das gemeinsam mit der TU Cottbus betriebene Experiment von Vattenfall bezeichnet wird, soll Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit solcher Plantagen geben. Bislang sind die Dimensionen eher bescheiden. Jährlich bis zu 1500 Tonnen Holzmasse könnten aus dem 170 Hektar großen Energiewald kommen. Die sind gerade fünf Prozent des Jahresbedarfs des Biomasse-Heizkraftwerkes. Der große Rest kommt aus abgeholzten Wäldern, die neuen Braunkohletagebaue weichen müssen. Claus-Dieter Steyer

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