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Brandenburg: Entscheidung steht an: Hertefelder Rinder werden nicht im Schlachthof getötet

Spätestens am Freitag will der BSE-Krisenstab des Kreises Havelland über das endgültige Schicksal der Rinderherde aus Hertefeld entscheiden. Bei einer Milchkuh aus der Herde mit 449 Tieren war Ende Januar der erste Brandenburger BSE-Fall bestätigt worden.

Spätestens am Freitag will der BSE-Krisenstab des Kreises Havelland über das endgültige Schicksal der Rinderherde aus Hertefeld entscheiden. Bei einer Milchkuh aus der Herde mit 449 Tieren war Ende Januar der erste Brandenburger BSE-Fall bestätigt worden. Seitdem bemühte sich der Krisenstab um einen Schlachthof, in dem die Herde getötet werden soll - vergeblich. "Es wird wohl bei uns im Havelland passieren", sagte die Sprecherin des BSE-Krisenstabes, Petra Müller, gestern in Rathenow. Sie bestätigte zwar am Mittwoch, dass ein geeigneter Standort gefunden worden sei. Doch der Landkreis verfügt über keinen eigenen Schlachthof und hatte sich deshalb an die Nachbarkreise gewandt. Die privaten Betreiber der dortigen Schlachthöfe hätten jedoch durchweg abgelehnt, weil sie um ihren Ruf fürchteten, sagte Müller. Die Tiere werden vor diesem Hintergrund voraussichtlich nicht auf einem Schlachthof getötet. Die vom Leiter des Krisenstabes zunächst erwogene Schlachtung der Herde auf dem Hof in Hertefeld sei aber vom Tisch.

"Die psychische Belastung für die Menschen, die dort arbeiten, wäre zu groß. Deshalb werden wir die Herde an einen anderen Ort transportieren", sagte Müller. Einigkeit herrscht inzwischen über die Art der Tötung. Die Tiere sollen mit einer Beruhigungsspritze betäubt und anschließend schmerzfrei per Injektion getötet werden. Für den Landkreis ist die Aktion ein immenses logistisches Problem, das mit der Suche nach genug sachkundigem Personal beginnt und bei der Frage, woher ausreichend große Tiertransporter kommen und ob diese überhaupt durch die Einfahrt am Ort der Tötung passen, noch längst nicht endet. Auch finanziell belastet die BSE-Krise den Landkreis enorm. Allein die Beseitigung der Kadaver kostet den Kreis etwa 60 000 Mark.

"Noch ein paar solcher Herden und wir können unseren Haushalt einstampfen", fürchtet die Sprecherin. Je zwei Drittel der Kosten für Tötung und Beseitigung der Kadaver trägt der Kreis. Vom Brandenburger Landwirtschaftsministerium fühlt sich die Verwaltung allein gelassen. Die bisherige Unterstützung aus Potsdam sei enttäuschend, heißt es in Rathenow. Jens-Uwe Schade, Sprecher des Agrarministeriums, verweist dagegen auf logistische Hilfe. So sei es gelungen, alle 48 Tiere der Kohorte - also die Tiere, die innerhalb eines Jahres vor oder nach der betroffenen Kuh in Hertefeld geboren wurden - in anderen Bundesländern ausfindig zu machen. Zurzeit würden außerdem Art und Herkunft der in Hertefeld verwendeten Futtermittel ermittelt.

Beteiligt ist das Land neben der anteiligen Finanzierung der Entsorgung auch durch Einzahlungen in die Tierseuchenkasse (TSK), die sich zu einem Drittel an den Kosten für die Tötung beteiligt. Die TSK ist eine Art Versicherung für Nutztiere, die Zuchtbetriebe im Fall einer Seuche entschädigt. Finanziert wird die Tierseuchenkassen vom Agrarministerium sowie den Landwirten; die Einzahlung ist Pflicht.

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