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Brandenburg: Ermittler im Erfolgs-Rausch

Die Polizei hob zwei riesige Cannabis-Plantagen aus

Schöneiche / Biesenthal. Wenn jemand in Brandenburg eine sechsstellige Summe investiert, ist das normalerweise eine gute Nachricht. Eine Ausnahme fand die Polizei jetzt in Schöneiche, östlich von Berlin: In einer leer stehenden Halle der ehemaligen Verkehrsmeisterei mitten im Ort gediehen rund 2200 Cannabis-Pflanzen, aus denen Haschisch und Marihuana gewonnen werden kann. Das Gewächshaus war hervorragend ausgestattet; vom gewärmten Gießwasser bis zu Hochleistungslampen fanden die Pflanzen alles, was sie brauchten. Und nach der Ernte wurden sie in einem extra Raum getrocknet. Draußen vor der Tür stand ein Dieseltank, der die Stromversorgung sicherte und die Betreiber vor verdächtig hohen Stromrechnungen bewahrte.

Den Tipp bekam die Polizei in der vergangenen Woche durch den anonymen Hinweis eines Bürgers, der auf eine ehemalige LPG-Halle im nordöstlich von Berlin gelegenen Biesenthal aufmerksam machte. Dort fanden die Beamten 1800 Pflanzen – und Spuren, die nach Schöneiche führten. Die Betreiber, ein Ehepaar, wurden vorläufig festgenommen. Nach ihrem Geständnis setzte das Amtsgericht Bernau die Haftbefehle gegen Auflagen außer Vollzug. Die Fluchtgefahr sei gering, „weil die beiden ein acht- oder neunjähriges Kind haben“, sagte Ulrich Scherding, Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Die Cannabis-Zucht sei „wohl der größte derartige Fund in Brandenburg seit der Wende“. Ob die Verdächtigen ihre illegale Gärtnerarbeit allein bewältigten, sei noch unklar. Das „offenbar recht hohe Investitionsvolumen“ deute auf Mittelsmänner, denn die 44-jährige Frau und ihr 48-jähriger Mann, ein „Dr. Richard W.“ hätten finanzielle Probleme gehabt. Viel mehr wissen die Ermittler noch nicht über das Paar; nur, „dass man den Doktortitel wahrscheinlich in Anführungszeichen setzen muss, weil er wohl nicht echt ist“.

Die Pflanzen gehen nun in den Bestand des Landeskriminalamtes über, das ihren Wirkstoffgehalt untersucht. Davon hängt der Marktwert ab – nach einer ersten vagen Schätzung wohl mindestens 100 000 Euro. Von der Qualität des Stoffes hängt auch das Strafmaß für die Verdächtigen ab.

„Wenn wir alle Spuren gesichert haben, werden die Anlagen abgebaut“, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Polizei. Die Pflanzen würden verbrannt. Die Entsorgung via Kompost oder Biotonne ist der Polizei zu riskant.

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