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Brandenburg: Es riecht wie im Schweinestall

Minister Töpfer verspricht MillionenhilfeVON FRANK JANSEN ERNST-THÄLMANN-SIEDLUNG.Ein Hilfspaket der Bundesregierung in Höhe von 20 Millionen Mark für die vom Hochwasser betroffenen Häuslebauer in der Oderregion hat Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) angekündigt.

Von Frank Jansen

Minister Töpfer verspricht MillionenhilfeVON FRANK JANSEN ERNST-THÄLMANN-SIEDLUNG.Ein Hilfspaket der Bundesregierung in Höhe von 20 Millionen Mark für die vom Hochwasser betroffenen Häuslebauer in der Oderregion hat Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) angekündigt.Die ersten 15 Millionen Mark würden jetzt dem Land Brandenburg zur Verfügung gestellt, das einen gleichhohen Betrag zusteuern wolle, sagte Töpfer am Dienstag in der Ziltendorfer Niederung.Hier informierte er sich mit Bauminister Hartmut Meyer (SPD) über die Flutschäden an Wohngebäuden. Der Gestank wird immer strenger.Als habe das Hochwasser die Gülle von Jahrzehnten aufgeschwemmt.Die ganze Ziltendorfer Niederung riecht wie ein Schweinestall.Und sieht jetzt, nachdem die Fluten weitgehend abgeflossen oder versickert sind, wie ein Schlachtfeld aus.Die Felder blaßbraun, alle Gewächse sind abgestorben.Alte Reifen und anderer Unrat liegt herum.Die Alleebäume scheint das Hochwasser extra markiert zu haben.An den Stämmen hat jeder länger andauernde Pegelstand einen weißen Ring hinterlassen.Die gezeichneten Bäume weisen den Weg zu einem Ort, den die Katastrophe mit voller Wucht getroffen hat.So finden auf makabere Weise auch ortsunkundige Besucher zur Ernst-Thälmann-Siedlung.Gestern kam dann einer, der nicht viel wußte, aber etwas sehen wollte: Bundesbauminister Klaus Töpfer reißte mit großem Troß zu den Thälmann-Siedlern. Gerümpelhalden, tote Bäume voller Müll, überall zerbrochene Fensterscheiben, und lauter Zweifarb-Häuser.Oben ist der Putz noch hell, vom ersten Stock an zeichnen sich schwarze Streifen ab.Darunter dominiert das Grau der Feuchte, die in den Mauern nistet.Doch davon sieht der Minister nicht viel.Sein Anhang samt der vielen Journalisten treibt ihn ins Anwesen von Elektromeister Eberhard Schulz.Vorsichtig weichen die piekfeinen Bodyguards den Öllachen aus.Das ganze Firmenlager stand unter Wasser, alle Kabelrollen, Metallkästen, Regale sind schwarz verschmiert."Das Öl hat alles kontaminiert", sagt der Kleinunternehmer Max, "aber gestern habe ich 10 000 Mark Soforthilfe bekommen.Hoffentlich wird es noch mehr." Töpfer nickt.Der braungebrannte Minister will Verständnis und Tatkraft demonstrieren.Deshalb blieb das Jackett im Bus.Mit wehender Krawatte beruhigt Töpfer den Elektromeister: "Wo nicht die Versicherungen dran sind, müssen wir den Schaden insgesamt übernehmen." Ein Satz, den sich die Thälmann-Siedler merken sollten. 500 Meter von Töpfers Auftrittsort entfernt steht das Haus der Familie Birke.Genauer: was davon übrig ist.Die unteren Räume sind nackt und feucht und dunkel."Die Möbel wurden schon weggeschafft", Daniel Birke macht eine wegwerfende Handbewegung.Dann schreitet der 27jährige plötzlich zum Fenster in der Wohnstube."Die Rahmen haben sich gelöst", Birke faßt zu.Mit einem Handgriff könnte er das gesamte Fenster herausreißen. Ob der Bauminister kommt oder nicht, interessiert Birke wenig.Der junge Zöllner muß zwischen seinen Tages- und Nachtschichten helfen, das Haus der Familie zu retten, da ist Besuch eher lästig."Kommen Sie mal", Birke führt zum Garten.Da hat er jede Menge Werkzeug ausgebreitet, von der Kettensäge über Zangen bis hin zu diversen Schaufeln.Alles Metallische ist angerostet.Birke kniet sich hin, "die Hälfte ist Schrott".Dann streckt er die rechte Hand aus.Ein paar Meter weiter ist alles verloren.Der alte, backsteingemauerte Garagenkomplex bietet ein Bild der Verwüstung.Die Flut hat das Dach aufgeschwemmt, es hängt jetzt schief auf dem Gemäuer.In zwei Garagen liegen umgestürzte und geborstene Möbel. Im Dorfkern bewegt sich der Bundesbauminister zum Bus zurück.In Töpfers Begleitung befindet sich neben Landesbauminister Hartmut Meyer auch der Landrat des Kreises Oder/Spree, Jürgen Schröter.Der knorrige 59jährige redet nicht drum rum: "Es soll alles unbürokratisch gehen, aber so geht es leider nicht.Wir müssen Formalien einhalten, sonst kommen hinterher diejenigen, die das Geld ausgezahlt haben und fragen: Wo sind die Beweise für Bedürftigkeit?"

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