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Extremismus: Mutmaßliche Neonazis am Pranger

Auf einer Internetseite outet die örtliche Antifa vermeintliche Rechtsextreme. Momentan werden dort 27 Personen aus der Region abgebildet - mit Foto, Wohnort und vollständigem Namen.

"Ziel des Projektes ist es, mit unserem Material eine Grundlage für antifaschistisch interessierte Menschen vor Ort zu schaffen und ihnen so eine intensivere Arbeit zu ermöglichen", schreiben die Macher auf ihrer Seite "outing-potsdam". Dort finden sich neben dem Wohnort und den vollen Namen auch Fotos der mutmaßlichen Rechten, auf denen sie deutlich zu erkennen sind - bei rechtsextremen Aufmärschen, aber auch in neutraler Umgebung. Daneben stehen Bemerkungen wie "aggressives und gewalttätiges Auftreten", "vorbestraft wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung" oder "verteilt Neonazipropaganda". Die Initiatoren der Seite selbst bleiben anonym: Die Domäne wird in Belgien betrieben, der Server befindet sich in den USA.

Anzeigen werden geprüft

Inzwischen haben einige der Betroffenen auf die neue Internetseite reagiert. "Bei uns sind einige Anzeigen eingegangen", sagte Staatsanwalt Helmut Lange von der Staatsanwaltschaft  Potsdam zu Tagesspiegel.de. Es werde geprüft, ob die Seite gegen das Recht am eigenen Bild verstoße.

"Wir sehen in derartigen Internetseiten ein nicht kalkulierbares Risiko", sagte Rudi Sonntag, Pressesprecher der Polizei Potsdam. Im Moment gebe es zwar noch keine nachvollziebaren Folgen solcher "Outings" in Potsdam, allerdings seien mögliche Konsequenzen schwer abzuschätzen. So wurde im vergangenen Jahr nach der Veröffentlichung eines Rechtsextremen in Frankfurt/Oder dessen Auto in Brand gesetzt. "Grundsätzlich ist es gängige Praxis, dass sich Links- und Rechtsextreme gegenseitig im Internet outen", sagte Sonntag. Mit den aktuell Betroffenen trete die Polizei aber nicht Kontakt - etwa um sie vor möglichen Angriffen von Linken zu warnen. Die Szene kenne sich gegenseitig ganz gut. Vor allem linke Aktivisten verfolgten häufig Gerichtsverfahren, in denen gegen Rechte verhandelt wird, um sich über die Personen der Neonazi-Szene zu informieren.

Tobias Fleischmann

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