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Fall Ermyas M.: Prozess verlängert sich bis Ende Juni

Das Urteil im Prozess um die lebensgefährliche Attacke auf den dunkelhäutigen Ermyas M. wird voraussichtlich erst am 20. Juni gesprochen. Grund dafür ist ein anonymes Schreiben mit Hinweisen auf einen möglichen Täter.

Potsdam - Nachdem die Verteidigung am Mittwoch überraschend Hinweise auf einen möglichen neuen Tatverdächtigen präsentiert hatte, sind nun noch sieben Verhandlungstage anberaumt worden. Ob sämtliche Termine benötigt werden, sei noch nicht absehbar, sagte ein Sprecher des Potsdamer Landgerichts.

In dem Verfahren müssen sich zwei Männer wegen gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise unterlassener Hilfeleistung verantworten. Beide bestreiten, am Ostersonntag 2006 am Tatort gewesen zu sein. Ursprünglich sollte das Urteil am 4. Mai gesprochen werden. Doch die Verteidigung des Hauptbeschuldigten Björn L. hatte am 14. Verhandlungstag am Mittwoch dem Landgericht eine CD mit einer Tonaufnahme sowie einen anonymen Brief überreicht, die ihr zugespielt worden waren. Diese "Beweise können zum wahren Täter führen", erklärten die Anwälte.

CD mit Stimmaufnahmen

So sei auf der CD eine Stimme zu hören, die aus seiner Sicht mit dem Mailbox-Mitschnitt von einem Teil des Tatgeschehens übereinstimmt, sagte Verteidiger Matthias Schöneburg. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft wird sich die Stimmengutachterin mit der Tonaufnahme befassen. Diese hat das Wortgefecht zwischen Ermyas M. und den Tätern ausgewertet, das auf der Handy-Mailbox der Ehefrau des Opfers aufgezeichnet worden war. Nach Überzeugung der Anklage ist darauf die Stimme des Hauptbeschuldigten (Spitzname "Pieps") zu hören.

Zeugen hatten jedoch bekundet, dass Björn L. um Ostern 2006 wegen einer Erkrankung eine krächzende Stimme gehabt habe. Nach Einschätzung eines Experten für Stimm- und Sprechstörungen könnte der Beschuldigte dennoch so klar wie die Stimme auf der Mailbox gesprochen haben - allerdings nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 bis 20 Prozent. Das mit Spannung erwartete Stimmengutachten soll nun am nächsten Verhandlungstag am 4. Mai vorgelegt werden. (tso/ddp)

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