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Brandenburg: Fall Ulrike: Der Mörder zeigt keine Gefühle

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) will alles daran setzen, um den Mörder von Ulrike möglichst lebenslang hinter Gitter zu bringen. "Wir streben nach der Freiheitsstrafe eine anschließende Sicherheitsverwahrung an", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Petra Marx, gestern in der Oderstadt.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) will alles daran setzen, um den Mörder von Ulrike möglichst lebenslang hinter Gitter zu bringen. "Wir streben nach der Freiheitsstrafe eine anschließende Sicherheitsverwahrung an", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Petra Marx, gestern in der Oderstadt. Der Täter sei eine "tickende Zeitbombe", vor der die Gesellschaft geschützt werden müsse. Ermittelt werde wegen eines so genannten Verdeckungsmordes. Das Mädchen sei von dem 25-jährigen Mann umgebracht worden, um vorherige Straftaten zu verschleiern.

Zum Thema Chronologie: Der Mordfall Ulrike

Die Staatsanwaltschaft arbeitet mit Hochdruck, um möglichst schnell eine Anklageschrift vorzulegen. "Allerdings gehen wir sehr gründlich vor, um möglichst hieb- und stichfeste Beweise zu besitzen", sagte Marx. Obwohl die Beweislage "mehr als goldig" sei, müsse die Ermittlungsbehörde auf der "sicheren Seite" sein, betonte sie. Deshalb könne auch noch kein Zeitpunkt für die Gerichtsverhandlung mitgeteilt werden. Die Behörde bemühe sich um die Einhaltung der üblichen Sechs-Monate-Frist. Aber auch der beauftragte Psychologe brauche für das Gutachten seine Zeit. So ein Persönlichkeitsprofil werde bei allem unter Mordverdacht stehenden Personen angefertigt.

Der am Mittwoch in Fürstenwalde festgenommene Sozialhilfeempfänger Stefan J. verhält sich in den Vernehmungen "auskunftsbereit", erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Er äußere sich umfassend zu dem Tatvorgang. Das geschehe "weitgehend emotionslos".

In seiner Heimatstadt Fürstenwalde hatte der arbeitslose Mann nach eigenen Angaben "keine festen Beziehungen". Seine Partnerinnen und Freunde hätten oft gewechselt. "Er fiel nicht auf, besaß keine Familie und hatte kein festgefügtes Umfeld", charakterisierte Petra Marx den geständigen Mörder. Das erklärt auch, warum es ausgerechnet zu Stefan J. keinen Bürgerhinweis bei der Polizei gab. Dabei soll er dem schon wenige Tage nach dem Verschwinden des Mädchens im Eberswalder Ortsteil Finow angefertigten Phantombild sehr ähnlich sehen, verlautete gestern aus Ermittlerkreisen. Dieses war nach Angaben von zwei Zeugen entstanden. Sie hatten den Mann beim Verschleppen von Ulrike in das gestohlene Auto und bei einem Blickkontakt aus einem vorbeifahrenden Pkw wahrgenommen.

Erst die Überprüfung von Autodieben aus der Umgebung Berlins hatte die Sonderkommission des Eberswalder Polizeipräsidiums auf die richtige Spur gebracht. Stefan J. war in Strausberg geboren worden. Er lebte eine gewisse Zeit in Eberswalde, so dass er sich in der Gegend rund um den Unfallort mit Ulrike gut auskannte. Bisher steht noch nicht fest, ob Stefan J. den Zusammenstoß mit dem Fahrrad am 22. Februar absichtlich oder unabsichtlich herbeigeführt hatte. Der Täter selbst sprach von einem nicht gezielten Auflauern. Erst in Panik sei ihm der Gedanke gekommen, die Schülerin sexuell zu missbrauchen und sie zu töten. Nach dem Unfall in der Nähe der elterlichen Wohnung hatte der Mann das Mädchen in sein Auto gezerrt. Am Rande des rund 30 Kilometer entfernten Werneuchen war die Leiche von Ulrike am 8. März gefunden wurden.

Offen blieb auch gestern die Frage, ob Stefan J. mögliche Mittäter hatte. "Es ist nicht auszuschließen", sagte Staatsanwältin Marx. Aber die bisherige Spurenlage deute eher auf eine Alleintat hin.

Die für die Aufklärung des Falles im Eberswalder Polizeipräsidium gebildete Sonderkommission bleibt noch einige Tage bestehen. Allerdings nicht in der bisherigen Größe von 150 Beamten. "Etwa 25 Kollegen arbeiten noch Hinweise aus der Bevölkerung auf den gefassten Mörder ab und stellen Vergleiche mit ähnlichen Fällen her", sagte ein Polizeisprecher. In den vergangenen Wochen seien zahlreiche Hinweise zu anderen Straftaten eingegangen, die nun möglicherweise aufgeklärt werden könnten. Auch in Wäldern oder in alten russischen Kasernen verstecktes Diebesgut beförderte die Polizei im Rahmen der bisher größten Fahndung in Brandenburg ans Tageslicht.

Noch keine Entscheidung war gestern über die Verteilung der auf Hinweise auf den Mörder von Ulrike ausgesetzten Belohnung gefallen. Die Summe soll fast 200 000 Mark betragen. Möglicherweise wird erst nach Abschluss des Strafverfahrens gegen Stefan J. über die Angelegenheit im Innenministerium beraten, hieß es aus Potsdam.

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