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Brandenburg: Falsche Finanzbeamte verkaufen Versicherungen

Oranienburg - Im Landkreis Oberhavel gibt es offensichtlich dubiose Geschäftemacher, die sich das Vertrauen der Bürger erschleichen, indem sie vorgeben, vom Finanzamt zu sein. Derzeit häuften sich die Anrufe bei den Bürgern im Kreis Oberhavel, berichtet Peter Neiß, der Chef des Oranienburger Finanzamtes.

Oranienburg - Im Landkreis Oberhavel gibt es offensichtlich dubiose Geschäftemacher, die sich das Vertrauen der Bürger erschleichen, indem sie vorgeben, vom Finanzamt zu sein. Derzeit häuften sich die Anrufe bei den Bürgern im Kreis Oberhavel, berichtet Peter Neiß, der Chef des Oranienburger Finanzamtes. „Diese Leute agieren sehr dreist und aufdringlich“, sagt Neiß. Knapp 60 Fälle seien ihm bekannt, in denen Bürger von angeblichen Beratern der Behörde angerufen wurden. Zum Beispiel hätten diese behauptet, unbedingt einen Steuerfreibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintragen zu müssen. Es sei auch schon vorgekommen, dass sich die Anrufer als Finanzbeamte des Landes oder des Bundes ausgegeben haben.

Ziel der aggressiven Telefonwerbung sei es in erster Linie, sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen, sagt Neiß. Sei dies gelungen, versuchten die angeblichen Behördenmitarbeiter, Versicherungen zu verkaufen. Auch undurchsichtige Steuersparmodelle wie Verlustbeteiligungen seien im Angebot, sagte Neiß. In mehreren Fällen seien den Opfern verlustbringende vermietete Wohnungen in Berlin angeboten worden. Der Finanzamts- Chef vermutet, dass hinter den Aktionen keine Kleinbetrüger stehen, sondern eine Art Agentur. „Da steckt ein System dahinter“, sagt Neiß. In einem Fall sei einem Mann ein Beratungsgespräch in den eigenen vier Wänden angeboten worden. Der Mann habe sich nicht überreden lassen, aber als er kurz darauf seine Mutter in der Nachbarschaft besuchte, habe diese gerade ein ähnliches Gespräch geführt. Neiß: „Es ist also anzunehmen, dass die Anrufer das Telefonbuch alphabetisch abarbeiten.“

Die Möchtegern-Beamten operierten – anders als die echten Mitarbeiter des Finanzamtes – stets mit Rufnummernunterdrückung, sagt Neiß. Wer um eine Telefonnummer zum Zurückrufen bitte, werde abgewimmelt. „Die Anrufer geben dann meist die Internetadresse des Oranienburger Finanzamtes oder irgendeinen Namen an.“ Daher seien die Telefonwerber auch kaum aufzuspüren. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei den Anrufen nicht um Amtsanmaßung. Dies wäre erst der Fall, wenn die Geschäftemacher tatsächlich Steuerbescheide erstellen oder verändern würden. So aber handelt es sich lediglich um Telefonwerbung. Die ist zwar auch verboten – bei Rufnummernunterdrückung aber kaum zu verfolgen. Andreas Wilhelm

Andreas Wilhelm

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