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Brandenburg: Falsche Gräber in der Gedenkstätte

Die Gebeine russischer Soldaten wurden nicht umgebettet. Das kam jetzt heraus

Seelow - In der Gedenkstätte Seelower Höhen stehen zwar Grabsteine für die in Seelow gefallenen sowjetischen Soldaten. Einige der Gebeine aber liegen woanders. Die sterblichen Überreste von etwa 30 Gefallenen wurden am nördlichen Stadtrand gefunden. Der Seelower Hubert Nowak brachte das Thema jetzt an die Öffentlichkeit, weil auf jenem Grundstück ein Autohaus gebaut werden soll. Autos auf einem vergessenen Friedhof? Das ist für den 72-Jährigen indiskutabel.

Mehr als 70 000 russische Soldaten sollen im Frühjahr 1945 in der Schlacht um die Seelower Höhen gefallen sein. Nur wenige wurden aber genau dort begraben. 229 Namen stehen auf den Steinen der Gedenkstätte, die 1972 eingerichtet wurde. Russische Behörden meldeten nachträglich zusätzliche Gefallene. Zwei Soldatenfriedhöfe sollten in der Gedenkstätte zusammengelegt werden. Die 66 Gräber aus der Erde des Marktplatzes wurden umgebettet, diejenigen vom Stadtrand allerdings nicht. Das beweisen die gefundenen Knochen. Ob aus Zeitnot oder mangelnder Sorgfalt – versetzt wurden nur die Grabsteine.

Bereits Mitte der 90er Jahre gab es eine Gelegenheit, die Gräber umzubetten. Zu dieser Zeit hat eine Firma eine Abwasserleitung über das Grundstück verlegt. Diese wurde unterhalb der Knochen gefunden. Die Arbeiter sind also auf die Knochen gestoßen, haben sie aber einfach wieder eingegraben.

Warum nicht schon früher nach den Knochen gesucht wurde, ist unklar. Der Seelower Bürgermeister Udo Schulz (SPD) gibt an, seit etwa einem halben Jahr von Nowaks Verdacht gewusst zu haben. Als sich die Hinweise verdichteten, hat er die Kriegsgräberfürsorge informiert. Am Dienstag legte ein Umbetter die ersten Knochen frei.

Die Gebeine der Soldaten sollen nun im April exhumiert und umgebettet werden. In Abstimmung mit der russischen Botschaft und dem Innenministerium könne die Bestattung auf den Seelower Höhen möglicherweise noch vor dem 8. Mai, dem Tag der Befreiung, stattfinden, sagt Bürgermeister Schulz. Christina Kohl

Christina Kohl

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