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Brandenburg: Falsche Hymne, böses Spiel?

Staatsanwälte prüfen, ob die Wiedergabe der ersten Strophe strafbar war

Nunsdorf - Die falsche Nationalhymne bei der Siegerehrung der Deutschen Meisterschaften der Vierspänner in Nunsdorf hat ein Nachspiel. Nicht nur im örtlichen Reit- und Fahrverein, der wegen des peinlichen Vorgangs in die Kritik gerät. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat jetzt einen „Überprüfungsvorgang“ eingeleitet, bestätigte Sprecher Jörg Wagner am Dienstag. Es werde untersucht, ob „eine strafbare Handlung vorliegen könnte“.

Wie berichtet, war bei der Siegerehrung des hochkarätigen Turniers statt der dritten Strophe des Deutschlandlieds – das ist die Nationalhymne – die von den Nationalsozialisten missbrauchte erste Strophe abgespielt worden: „Deutschland, Deutschland über alles.“ Allerdings ist die Rechtslage schwierig. „Klar ist, dass nur die dritte Strophe die Nationalhymne ist“, so Wolfgang Brandt, Sprecher des Brandenburger Innenministeriums. Die ersten beiden Strophen zu singen, sei zwar nicht explizit verboten. Doch sei es strafbar – nach Paragraph 90 Strafgesetzbuch – Flagge, Hymne und Wappen der Bundesrepublik zu verunglimpfen, so Brandt. „Es kommt immer auf die Umstände, auf den Einzelfall an.“

Dass dies hier erfüllt sein könnte, halten Juristen allerdings für unwahrscheinlich, zumal Ursache für das Abspielen nach übereinstimmenden Schilderungen keine Provokation, sondern eine Panne der lokalen Veranstalter vom Reit- und Fahrverein Nunsdorf war. Vereinschef Ullrich Witt lehnte gestern jede Stellungnahme ab: „Zu dem Vorfall sage ich nichts.“ Aus dem Umfeld des Vereins wurde jedoch bestätigt, dass ein Helfer auf Veranlassung Witts mehrere Versionen der Nationalhymne aus dem Internet geladen hatte, da man mit der Qualität einer vorhandenen CD nicht zufrieden war.

Während der Verein sich in Schweigen hüllt, fand Geschäftsführer Reinhardt Töpel, mit seiner Reico-Spedition einer der größten Arbeitgeber der Region und Hauptsponsor des Turniers, klare Worte: „Das war eine unglaubliche Schlamperei“, so Töpel. „So etwas darf nicht passieren.“ Er erwarte „wegen des Versagens“ von Witt und zwei weiteren Betroffenen personelle Konsequenzen: Töpel will sein weiteres Sponsoring davon abhängig machen.

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