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Brandenburg: Familie Nguyen: Der Kanzler soll es richten

Neue Hoffnung für die Familie Nguyen: Obwohl sich die vier Vietnamesen im Kirchenasyl der evangelischen Gemeinde Guben der Abschiebung entzogen haben, wird bis zum Ende der Woche keine Fahndung eingeleitet. Dies teilte gestern abend das Landratsamt Spree-Neiße mit.

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Neue Hoffnung für die Familie Nguyen: Obwohl sich die vier Vietnamesen im Kirchenasyl der evangelischen Gemeinde Guben der Abschiebung entzogen haben, wird bis zum Ende der Woche keine Fahndung eingeleitet. Dies teilte gestern abend das Landratsamt Spree-Neiße mit. Es reagierte damit auf eine Mitteilung der Landesregierung, sie habe "nicht die Absicht, mit Zwangsmaßnahmen gegenüber der Kirchengemeinde vorzugehen". Das Kabinett Stolpe hatte gestern einen Vorschlag präsentiert, wie der Fall gelöst werden kann: Die Nguyens reisen freiwillig aus und beantragen in Hanoi ein Visum für die Rückkehr. Den Sichtvermerk könnte die deutsche Botschaft - vermutlich rasch - erteilen, wenn in der Bundesrepublik "öffentliches Interesse" an der Weiterbeschäftigung des Bauingenieurs Ba Tan Nguyen bekundet wird.

Dies wäre Aufgabe der Industrie- und Handelskammer und des Arbeitgebers Nguyens in Chemnitz. "Entsprechende Schritte" will Brandenburgs Regierung "wohlwollend begleiten". Damit wäre eine Greencard-ähnliche Regelung gefunden. Laut "Arbeitsaufenthalteverordnung" kann Akademikern eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt werden, "sofern an ihrer Beschäftigung wegen ihrer besonderen fachlichen Kenntnisse ein öffentliches Interesse besteht".

Unterdessen nahm in Guben das Engagement für die Nguyens weiter zu. "Wir sind Tag und Nacht auf den Beinen, um Unterschriften für ein Bleiberecht zu sammeln", sagte Karsten Geilich, der Leiter des Jugendklubs. Sie sollen dem Bundeskanzler morgen übergeben werden, bei seinem Kurz-Stopp in Guben. Er soll ein Machtwort sprechen, einen Gnadenakt verfügen.

Listen für Unterschriften lagen in Geschäften, Gaststätten und in der Stadtverwaltung aus. Jugendliche baten Passanten um eine Unterschrift. "Die Leute sind echt gut drauf", meinte ein 14-Jähriger. "Die finden die Vietnamesen sympathisch und greifen sich an den Kopf über so eine Bürokratie." Vor der hatte sich Familie Nguyen ins evangenlische Pfarrhaus geflüchtet. Dort gehe es ihr einigermaßen gut, sagte Pfarrer Rudolf Zörner.

Ba Tan Nguyen hält sich, mit Unterbrechungen, seit 1973 in Deutschland auf. Er studierte, promovierte und arbeitete zuletzt als Baustatiker in Chemnitz. "Der ist dort eine Kapazität", sagte Geilich nach einem Telefonat mit Nguyens Chef. "Deutschland holt Spezialisten mit der Greencard und hier soll ein Fachmann abgeschoben werden." Die Familie Nguyen "widerspricht natürlich allen Klischees von Asylbewerbern", sagte Konrad Großmann, Ausländerbeauftragter der Stadt. Abgesehen davon, dass sie nie Asyl beantragt habe, "zahlt sie Steuern, liegt niemanden auf der Tasche und ist tief in Guben verwurzelt."

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