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Brandenburg: Flache Oder, tiefer Graben

Fluss soll das ganze Jahr für Schiffe nutzbar werden. Deutschland und Polen streiten um die Baumethode

Slubice / Frankfurt (Oder) - Deutschland und Polen streiten weiterhin, wie die Oder zu einem Verkehrsweg ausgebaut werden kann, der das ganze Jahr über schiffbar ist. Während das Nachbarland den Fluss bis 2006 auf ganzer Länge vertiefen und teilweise kanalisieren will, glaubt die deutsche Seite, diese Pläne gefährdeten den Hochwasserschutz. Vielmehr sollten die vorhandenen Kanäle ausgebaut werden, vor allem die durch den Nationalpark Unteres Odertal führende Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße auf der Strecke zwischen Berlin und Stettin. Dafür müssten allerdings mehrere Brücken in der polnischen Hafenstadt angehoben werden, was Stettin bisher strikt ablehnt.

„Nach anderthalb Jahren Diskussion muss endlich eine Entscheidung getroffen werden“, sagte Staatssekretär Gerd Harms gestern nach der Sitzung des Ausschusses für grenznahe Zusammenarbeit der deutsch-polnischen Regierungskommission in Slubice. Wenigstens soll gemeinsam die Hochwassergefahr gebannt werden. „In den vielen Jahren der Trennung ist die Oder auf beiden Seiten vernachlässigt worden“, sagte der Regierungschef von Westpommern, Stanislaw Wziatek. „Wir brauchen wieder einen ausreichenden Wasserstand, der im Winter den Einsatz von Eisbrechern möglich macht.“ Nach dem Herbst falle der Wasserspiegel oft unter die kritische Marke von 1,60 Metern. Da könnten Eisbrecher nicht auslaufen. Zuerst müssten die in den Fluss hineinragenden Buhnen, die die Strömung lenken, erneuert und repariert werden. Sie engen den Fluss ein und garantierten in der Mitte einen ausreichenden Pegel. Doch die meisten Anlagen sind das letzte Mal vor fast 70 Jahren instand gesetzt worden.

1936 galt die Oder als ganzjährig schiffbar. Heute beschränkt sich der Schiffsverkehr auch im 164 Kilometer langen Grenzabschnitt auf wenige Monate. Der Einsatz der Eisbrecher ist auch wichtig, weil sich durch den geringen Wasserstand Eisschollen nicht selten zu meterhohen Barrieren auftürmen, die den Deich beschädigen und Hochwasser auslösen können. Die Eisbrecher sollen einen schnellen Abfluss der Wassermassen gewährleisten.

Im vorigen Winter konnten sich Fachleute beider Länder lange nicht über die Startzeit der Flotte einigen. „Das ändern wir jetzt“, kündigte der westpommersche Politiker an. „Das Stettiner Wasseramt wird die Entscheidungsgewalt erhalten.“ Noch völlig ungenutzt ist das touristische Potenzial der Oder. Es gibt kaum Anlegestellen, Hafendörfer oder gute Hotels entlang des Flusses. Daran wird sich wohl auch in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Polen hat immerhin einen Verband der Odergemeinden gegründet. Staatssekretär Harms will jetzt „den Landestourismusverband aufmerksam machen“.

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