zum Hauptinhalt

Brandenburg: Flugzeugausstellung: Tollkühner Verein für fliegende Kisten

In die denkmalgeschützten Produktionshallen der ehemaligen Bücker- Flugzeugwerke soll wieder Leben einziehen. Eine Interessengemeinschaft (IG) hat ein Konzept entwickelt und möchte auf dem Gelände an der Walther-Rathenau-Straße die Tradition des Flugzeugbaus fortführen.

In die denkmalgeschützten Produktionshallen der ehemaligen Bücker- Flugzeugwerke soll wieder Leben einziehen. Eine Interessengemeinschaft (IG) hat ein Konzept entwickelt und möchte auf dem Gelände an der Walther-Rathenau-Straße die Tradition des Flugzeugbaus fortführen. Geplant ist außerdem ein Museum, das an die Geschichte des Areals erinnert. Die Bücker-Werke hatten am 20. April 1945 die Produktion eingestellt. Am 22. April nahm die Rote Armee den Ort, den Flugplatz und das Bücker-Werk ein und besetzte diesen Platz bis zum Abzug 1994.

Wenn Knut Hentzschel, Vorsitzender des Fördervereins Bücker-Museum Rangsdorf e. V., heute das neue Projekt erläutert, gerät er ins Schwärmen. "Ich stelle mir gläserne Werkstätten vor, in die jedermann hineinschauen kann und praktisch miterlebt, wie ein Sportflugzeug entsteht", sagt der Rangsdorfer.

Beim anschließenden Geschichts-Rundgang erfahren die Besucher dann Details über die Bücker-Werke: Dass dort seit 1936 moderne Doppeldecker gebaut wurden, dass es einen Sportflugplatz gab und dass Rangsdorf bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges die einzige deutsche Sportfliegerschule hatte, an der auch ausländische Piloten ausgebildet wurden. Heinz Rühmann gehörte zu den Prominenten, die von dort aus in die Lüfte gingen. Wenig bekannt ist, dass Graf Stauffenberg von Rangsdorf aus zu seinem Attentat auf Hitler startete.

"Um die interessante Gesichte so gut wie möglich aufarbeiten zu können, benötigen wir noch Dokumente und Bilder zu den Bücker-Werken", sagt Hentzschel. Bis allerdings die Ideen Wirklichkeit werden, sind noch einige Hürden zu nehmen. So muss unter anderem die Gemeinde einen Beschluss von 1994 rückgängig machen, indem sich die Parteien gegen "die Wiederbelebung des Flugbetriebes" ausgesprochen hatten. Doch Bürgermeister Peter Gleich sieht darin kein Problem. "Schließlich liegt jetzt ein ganz anderes Konzept vor", begründet er seine Zustimmung. Aus seiner Sicht entsteht an historischem Ort etwas Neues, was in dieser Form bislang einmalig sei.

So sollen in den erst noch zu sanierenden denkmalgeschützten Gebäuden der Bücker- Werke Doppeldecker von einst nachgebaut werden. "Zwölf bis 15 Oldtimer pro Jahr sind machbar", sagt Thomas Schüttoff von der IG. Sie werden auf der Grundlage alter Pläne entstehen, jedoch teilweise mit modernen Materialien ergänzt. Die Vorfertigung erfolgt in Polen, wo die Produktion bereits seit einigen Jahren erfolgreich läuft. Doch zusammensetzen sollen die Experten die Teile in Rangsdorf. Und Schüttoff betont, dass es nur Werksflugverkehr geben wird, also beim Abholen der Flieger, und wenn das Museum spezielle Vorführungen zeigt. Die Besucher der ersten historischen Sportflugtage werden zu Pfingsten wahrscheinlich den ersten in Rangsdorf zusammengesetzten Doppeldecker "Jungmann" bewundern können. "Der Anfang ist gemacht", freut sich Schüttoff. Denn die Flugzeugbauer dürfen vorübergehend eine alte Halle am Bahndamm nutzen.

In den nächsten Monaten wird es Verkaufsverhandlungen und Gespräche zwischen der IG und der Brandenburgischen Boden Gesellschaft geben. Sie soll im Auftrag des Landes Brandenburg das insgesamt 150 Hektar große Areal veräußern. Dass die Zeit drängt, ist allen Beteiligten klar. Schließlich sind die Bauten nach dem Abzug der sowjetischen Fliegertruppen vor sechs Jahren in einem erbärmlichen Zustand. Neben den denkmalgeschützten Gebäuden befinden sich dort verfallene Fahrzeughallen.

Steffi Bey

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false