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Brandenburg: Flugzeugwrack auf der Reise nach England

Abtransport neun Monate nach der Bruchlandung in Werneuchen

Werneuchen. Neun Monate nach ihrer Bruchlandung auf dem Flugplatz Werneuchen ist jetzt eine Turbopropmaschine der schweizerischen Fluggesellschaft Swiss abtransportiert worden. Die Saab 2000 wird auf Tiefladern und per Schiff zur Verwertung nach England gebracht. Die Untersuchung der Unfallursache, von der auch mögliche Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe gegenüber der Brandenburger Luftfahrtbehörde abhängen, dauert indessen an.

Der Unfallbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung liest sich wie das Drehbuch eines Katastrophenfilms. Am Abend des 10. Juli tobte über Norddeutschland der „Jahrhundertsturm“, der allein in Berlin vier Todesopfer forderte. Die kleine Propellermaschine befand sich zu dieser Zeit mit 16 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von Basel nach Hamburg. Starke Turbulenzen zwangen die Piloten, den Anflug auf Fuhlsbüttel abzubrechen. Das Unwetter versperrte auch den Weg nach Bremen und Hannover. Daraufhin beschloss die Crew, Berlin anzusteuern. Doch auch hier war der Orkan schneller, Finow und Neubrandenburg waren ebenfalls dicht. Der Treibstoff reichte nur noch für eine gute Viertelstunde, als die Saab auf Rat der Fluglotsen kurz vor der Gewitterfront den früheren russischen Militärflugplatz Werneuchen erreichte.

Als die Piloten die deutlich erkennbare Pistenmarkierung sahen, landeten sie auf der einstmals 2400 Meter langen Bahn des nur noch von Sportflugzeugen genutzten Platzes. Erst danach sahen sie vor sich einen 70 Zentimeter hohen grasbedeckten Erdwall. Das Fahrgestell wurde abgerissen, auf dem Bauch rutschte das Flugzeug noch etwa 350 Meter weiter, wobei Propeller, Triebwerke und Rumpf schwer beschädigt wurden. Ein Passagier wurde leicht verletzt. Mit dem Erdwall war der gesperrte vom aktiven Teil der Landebahn abgetrennt worden. Doch am Beginn des stillgelegten Teilstücks befand sich noch immer die Markierung, die Piloten den Beginn der Piste anzeigt. Deshalb hat ein anderes Flugunternehmen nach dem Unfall Anzeige gegen das Brandenburger Landesamt für Verkehr als Aufsichtsbehörde des Flugplatzes erstattet. Das Amt habe fahrlässig gehandelt, da die Teilung der Bahn nicht zu erkennen gewesen sei.

Der Fluggesellschaft Swiss hat die Versicherung den Schaden inzwischen als „konstruktiven Totalverlust“ erstattet, so ein Swiss-Sprecher. Nach Demontage der Tragflächen und des Leitwerks vom 27 Meter langen Rumpf wurden die Flugzeugteile nun auf Tieflader gehievt und traten die Reise zu einer speziellen Verwertungsfirma in England an, die das Wrack ausschlachten will. Werneuchen aber ist um eine Attraktion ärmer: Vor allem an Wochenenden war die ramponierte Maschine ein Ziel vieler Neugieriger aus der Umgebung.

Rainer W. During

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