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Brandenburg: Freude für die Kinder, Entlastung für die Eltern

Im Potsdamer Oberlinhaus werden junge Behinderte betreut – und für eine neue Gruppe Spenden benötigt

So groß war die Resonanz noch nie: Fast 270 Vereine und Initiativen haben sich beim Tagesspiegel für die Spendenaktion „Menschen helfen!“ beworben. Wir können 56 berücksichtigen – und stellen bis Weihnachten einige ausgewählte Projekte stellvertretend vor. Heute: eine Fördergruppe für behinderte Kinder im Potsdamer Oberlinhaus.

Jennifer liebt es, Keyboard zu spielen. Wenn sie in ihrem Rollstuhl vor den schwarzen und weißen Tasten sitzt, öffnet sich ihr Mund zu einem stillen Lachen, und ihre blauen Augen werden groß vor Begeisterung über die langgezogenen Töne, die sie dem Instrument entlocken kann. Da macht es nichts, dass die Betreuerin Marion Galle ihr immer wieder die Hand führen muss, weil die starren dünnen Finger ihr nicht gehorchen. Das 16-jährige Mädchen ist glücklich.

Das ist nicht immer so. Jennifer leidet an einer fortschreitenden Muskelerkrankung. Jede Nacht wacht sie auf, weint und schreit. Ihre Mutter Sabine Döring steht dann auf, geht zum Bett ihrer Tochter, versucht sie zu beruhigen, dreht sie mehrmals pro Nacht um, weil sie selbst sich nicht bewegen kann. Die alleinerziehende Mutter konnte 14 Jahre lang keine Nacht durchschlafen. Seit zwei Jahren ist das anders. Eine Nacht in der Woche gehört der 37-Jährigen jetzt allein. Denn ihre Tochter übernachtet jeden Donnerstag beim Familienentlastenden Dienst (FeD) im Potsdamer Oberlinhaus, einem evangelischen Verein, zu dem neben einer Förderschule auch ein Integrationskindergarten, Behindertenwohnheime und ein Hort gehören. Rund 270 Kinder und Jugendliche aus Berlin und Brandenburg werden dort von Spezialpädagogen und Therapeuten betreut. Vor vier Jahren hat der Verein den Familiendienst eingerichtet. Bis zu 15 Kinder besuchen ihn nun regelmäßig, mal für nur ein paar Stunden, mal für 14 Tage.

Fünf Kinder können dort gleichzeitig übernachten. Jedes schläft in einem eigenen, in Pastelltönen gestrichenen Zimmer mit überdimensionalem Gitterbett. Es gibt ein Bad mit rollbarem Lift, um schwerere Jugendliche vom Rollstuhl in die Badewanne oder auf die Toilette zu heben. Und es gibt Jennifers Lieblingsraum mit einem Plastikpool voller kleiner bunter Bälle, Trommeln und dem Keyboard.

Das Mädchen freut sich auf jeden Aufenthalt. Und Sabine Döring kann sich ausruhen von den körperlichen und psychischen Anstrengungen, die das Leben mit einem behinderten Kind bringt: „So bauen sich viel weniger Spannungen und Aggressionen auf“, sagt sie. Sie spüre sich endlich wieder selbst und habe auch mehr Kraft für ihre Tochter. FeD-Leiterin Galle will nun, dass Eltern schon viel früher diese Hilfe erfahren: „Je früher, umso besser.“ Der Verein Oberlinhaus will darum eine Kleinkindergruppe gründen für Kinder bis zu sechs Jahren. Auch die Eltern sollen einbezogen werden. Sollen dort lernen, den Alltag mit ihrem behinderten Kind zu meistern – es zu fördern, aber es auch zeitweise loszulassen, um sich selbst zu erholen. Im Januar könnte das neue Projekt starten. Zehn Eltern haben sich schon angemeldet. Doch das Geld für therapeutisches Spielzeug fehlt – und das hat seinen Preis. So hoffen jetzt alle auf die Hilfe der Tagesspiegel-Leser. Juliane Wedemeyer

Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Ktnr.: 2500 30 942, BLZ: 100 500 00. Onlinebanking möglich. Bitte Namen und Anschrift notieren. Den Spendenbeleg schicken wir jetzt schneller zu (www.tagesspiegel.de/spendenaktion).

Juliane Wedemeyer

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